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Neuer Vorstand des Studienkreises gewählt

Die ordentliche Mitgliederversammlung wählte in Mainz am 23. September 2025 den neuen Vorstand des Studienkreises. Der Vorstand bleibt unverändert. Als Vorsitzender wurde Dr. Kai Knörr (Potsdam) wiedergewählt, als Stellvertreter fungieren Prof. Dr. Golo Föllmer (Halle) und Dr. Yulia Yurtaeva-Martens (Potsdam). Schatzmeister bleibt Dr. Veit Scheller (ZDF Mainz), als Schriftführer wurde Dr. Uwe Breitenborn (Berlin) bestätigt. Dem neu gewählten Vorstand gehören als Beisitzer weiterhin Dr. Christoph Rosenthal (Berlin), PD Dr. Gerlinde Frey-Vor (MDR Leipzig) und Dr. Christoph Classen (ZZF Potsdam) sowie als Vertreterin des DRA Susanne Hennings an. Als Kassenprüfer wurden Dr. Heiner Schmitt (Ingelheim) sowie neu Prof. Dr. Edgar Lersch gewonnen. Die kooptierten Mitglieder des Vorstandes werden zu einem späteren Zeitpunkt benannt.

Tagungsbericht: Vom Leitmedium zum Medium light? Fernsehen und Politik in historischer Perspektive

52. Jahrestagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte in Kooperation mit dem ZDF am 22. und 23. September 2025 in Mainz

Der Studienkreis Rundfunk und Geschichte war mit seiner Jahrestagung diesmal beim ZDF zu Gast. Das Thema „Fernsehen und Politik“ lag nicht nur angesichts des Ortes auf der Hand. Mit Blick darauf, dass der Studienkreis vor 40 Jahren – 1985 – zuletzt in Mainz tagte, verwies die Leiterin des ZDF-Archivs Beate Scherer in ihrer Begrüßung auf den Public Value des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Für ihre Abteilung bedeutet das konkret: Das ZDF-Archiv beantwortet jährlich rund 300 Anfragen. Gut, mit diesem aktuellen Thema wieder hier präsent zu sein. Auch der Vorsitzende des Studienkreises, Kai Knörr, betonte den Wert echter Begegnungen. Das Zusammensein vor Ort sei ein nicht zu unterschätzender Gewinn.

Rundfunk als Bollwerk der Demokratie

Den Auftakt bildete die Keynote von Steffen Grimberg (Katholische Nachrichtenagentur). Er stellte die Frage: „Warum braucht eine wehrhafte Demokratie einen wehrhaften Rundfunk?“ Kann sich der Öffentlich-rechtliche Rundfunk gegen seine Feinde wehren? Seine Antwort: Ja – er muss es sogar. Die Verteidigung des ÖRR sei staatskonstituierend, betonte Grimberg. Der „Beitragspopulismus der Politik“ habe das Feld mittlerweile vermint, hausgemachte wie globale Entwicklungen setzten Journalismus und Medien massiv unter Druck. Sie folgen, so Grimberg, Viktor Orbans Playbook: Verleumde die Medien, überziehe sie mit Klagen, unterlaufe die Spielregeln. Manipuliere. Die hysterischen Debatten um Elmar Theveßen und Dunja Hayali sind aktuelle Beispiele hierfür. Doch Defensive sei die falsche Antwort. Der ÖRR solle offensiv auf seine Marktstärke und seinen Public Value hinweisen. Beispiele von Verständniszuwachs entstünden dort, wo Medienarbeit transparent gemacht werde. Ob allerdings rein voluntaristische Lösungen greifen, sei fraglich – so eine Stimme aus dem Publikum.

Das Fernsehen als Ort des Politischen

Alexander Moutchnik (Hochschule RheinMain, Wiesbaden) widmete sich dem Politikmagazin Was nun? Besonders war bei diesem Part die Anwesenheit des ehemaligen ZDF-Chefredakteurs Klaus Bresser, der das Format 1985 auf den Weg brachte. Was nun? zählt bis heute zu den wichtigsten Politiksendungen im deutschen Fernsehen. Grund genug für die amtierende Chefredakteurin Bettina Schausten, als „Überraschungsgast“ vorbeizuschauen und einige Worte an Klaus Bresser und die Tagungsgäste zu richten. Moutchnik präsentierte die Programmgeschichte des Formats als eine Art Seismograf für Politik- und Mediengeschichte der Bundesrepublik. Unterhaltsam waren die empirischen Befunde, die bild- und zahlenreich dargeboten wurden: 75 Sendungen, 8033 Minuten Livefernsehen, 346 Gäste – mehrheitlich Männer – darunter 61 Überraschungsgäste, zumeist Frauen. Die Top-3-Liste der Gäste führt Angela Merkel (19x) an, gefolgt von Gerhard Schröder (17x) und Joschka Fischer (14x).

Anschließend sprach Steffen Grütjen (Katholische Universität Eichstädt-Ingolstadt) über die medienjournalistische Berichterstattung in Formaten wie betrifft: Fernsehen (ZDF) und Medienreport (NDR). Gemeinsam mit Hans-Ulrich Wagner (Hans-Bredow-Institut Hamburg) forscht er zu Veränderungen in diesem Segment.

Marie Sophie Beckmann (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) überraschte mit einem Beitrag über audiovisuelle Protestkulturen, wie sie sich beispielsweise in der australischen Youtube-Compilation „A message to the mainstream media“ zeigt, die auf einer Kampagne des rechten Spiritus Rektor Fanos Panayides fußt. Mainstream Media: You are the virus! – so lautet ein Slogan in diesem wilden Clipmix, der vor allem die wütende Zerstörung von Bildschirmen zeigt (inkl. aufgebrachter Kommentierung). Diese Pandemie-Videos sind geprägt von Paranoia, Hyperpersuasion und affektgesteuerte Irrationalität, so Beckmann. Sie erinnerte an Noam Chomskys einflussreichen Essay „What makes Mainstream Media Mainstream?“ (1997). Die heutige Entwicklung sei Ausdruck von Fragmentierung, Multiplizierung und Konvergenz des Fernsehens mit digitalen Medien – paradoxerweise zugleich Beleg für seine fortbestehende Relevanz als kultureller Verhandlungsort.

Den Abschluss des Tages bildete der Beitrag von Udo Michael Krüger (Institut für Empirische Medienforschung, Köln). In einer Zeitreise blickte er 40 Jahre zurück auf entscheidende Jahre der Programmforschung. In der Zeit der Einführung des Dualen Systems dominierten letztlich Fragen der Marktaufteilung. Wer bekommt die Werbung, wer bekommt die Gebühren? Dies spiegelte sich deutlich im Programmgeschehen wider. Möglich war dies durch neue Ansätze in der Programmforschung: „Wir zerlegten das Programm nach Sendungen, jede Sendung nach Beiträgen, Beiträge nach Akteuren und Themen.“ Im anschließenden Gespräch mit Gerlinde Frey-Vor (MDR) wurde der Wert dieser systematischen Methodik hervorgehoben.

Politik in Unterhaltung und Geschichtsformaten

Der zweite Tagungstag widmete sich in einem ersten Panel der Politik in Unterhaltungs- und Geschichtsformaten. Den Anfang machte Christoph Classen vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam. Ihn interessierte der professionelle Lokalpolitikbetrieb als Sujet in Fernsehserien der frühen 1970er Jahre. Zwei Vorabendserien stehen dafür exemplarisch: 6 unter Millionen (13 Folgen, ZDF 1973) und Gemeinderätin Schumann (13 Folgen, ARD/HR 1974). Beide Serien durchwehte ein sozialliberaler Zeitgeist mit emanzipatorischer Botschaft. Die Sichtbarkeit einer Frau im männerdominierten Politikbetrieb oder jugendlicher Idealismus, der am Establishment scheitert – beide Serien standen für Fortschrittsoptimismus, Pragmatismus und Kompromissfähigkeit und repräsentierten neue Zugänge zur Darstellung des politischen Betriebs.

Sandra Nuy von der Universität Siegen veranschaulichte anhand einzelner Episoden der ZDF-Reihe Das Traumschiff, wie politische Diskurse inszenatorisch aufgegriffen werden. Seit November 1981 wurden bisher 105 Episoden der Reihe ausgestrahlt. Punktuell werden „tabuisierte“ Themen aufgegriffen, wie zum Beispiel in der Folge Ägypten: Die Dame Esmeralda (1993). Hier wurde offensiv das Thema Queerness verhandelt, obwohl die Abschaffung des Schwulenparagrafs §175 erst ein Jahr später erfolgte. Anhand solcher Beispiele lässt sich zeigen, wie der Raum des Sag- und Machbaren auch durch TV-Formate erweitert wird. Neuartige Anerkennungsverhältnisse, veränderte Macht- und Herrschaftsbeziehungen werden hier verhandelt.

Monika Weiß von der Philipps-Universität Marburg widmete sich Frauenfiguren in fiktionalen Geschichtsproduktionen des ÖRR. Mit Bezug auf Judith Butler, die Malisa-Studie und andere Quellen untersuchte sie zwei Produktionen, um zu zeigen, wie weiblicher Heroismus in historischen Bezügen konstruiert wird. Dies lies sich zum Beispiel anhand der Krankenschwester Anna Mauth in dem ZDF-Zweiteiler Dresden (2006) zeigen. Noch prägnanter zeigt sich dies in der Reihe Ku’damm 56 bis Ku’damm 63, in der ein weiblicher Cast dominiert. Die Frauen der Familie Schöllack agieren zwischen Selbstbestimmung und Tradition in den patriachalen Strukturen der Wirtschaftswunderjahre, was konfliktreich ist. Die „selbstgezogene Agency“ dieser Frauen bricht damit auch den männlich dominierten Blick auf Geschichte auf.

Tim Tolsdorff von der HAW Hamburg wartete mit einer spannenden Geschichte über die „drei Leben“ des STERN-Journalisten Michael Mansfeld auf: als Investigativ-Pionier, Autor und BND-Agent. Sein Name ist unter anderem verbunden mit den Eichberg-Reportagen (1950) und andere Recherchen über Naziverstrickungen westdeutscher Eliten. Als Drehbuchautor war er an dem Bernhard-Wicki-Film „Die Brücke“ beteiligt und produzierte darüber hinaus dokumentarische und fiktionale Produktionen im ÖRR. Er war aber auch als Informant (Deckname „Frauendorfer“) des BND tätig und zum Beispiel unrühmlich in die Causa Reinhard-M. Strecker verstrickt. Mansfeld Karriere weist daher gravierende Widersprüche auf. Tim Tolsdoff beleuchtet hier ein bisher wenig bekanntes Kapitel bundesdeutscher Politik- und Mediengeschichte.

Über Loriot ist eigentlich schon alles gesagt – könnte man meinen. Überraschend war daher der Beitrag von Antonia Kunze von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Sie analysierte medienreflexive Repräsentationen des Fernsehens und Politikpersiflagen in den Fernsehwerken Loriots. Daraus entspann sich in der anschließenden Diskussion unter anderem auch eine interessante Diskussion, inwieweit die Art und Weise von Mansfeld und Loriot vergleichbar sind, denn beide verarbeiten mit ihren Werken auch persönliche Traumatisierungen aus der NS-Zeit. Vergleichbar ist es aber eigentlich nicht. Während Loriot darauf mit Humor reagiere, sind Mansfelds Arbeiten eher von Furor geprägt. 

Blick nach Osten

Im letzten Panel der Tagung richtete sich der Blick gen Osten. Will man gegenwärtige Nutzungsmuster verstehen, hilft der Blick auf vergangene (Medien-)Erfahrungen. So rief Nikolai Okunew vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam die Rechtsextremismus-Berichterstattung bei MDR und ORB in den 1990er Jahren in Erinnerung. Entgegen der verbreiteten Annahme sei sehr detailliert berichtet worden. Die Baseballschlägerjahre sind im ÖRR also gut dokumentiert. Problematisch war jedoch der Duktus: Rechtsextremismus wurde entpolitisiert, als Jugendkultur oder Ordnungsstörung gefasst, zivilgesellschaftliches Engagement blieb oft außen vor. Erst allmählich vollzog sich hier ein Wandel. 

Gerlinde Frey-Vor vom MDR fragte in ihrem Beitrag schließlich, ob Ost- und Westdeutsche anders fernsehen. Ausgangspunkt waren Rezeptionsstudien der 1990er- und frühen 2000er-Jahre. 1991 erschien die erste gesamtdeutsche Massenkommunkationsstudie. 1994/95 folgte dann die erste Spezialstudie (Oststudie), beauftragt von der ARD/ZDF-Medienkommission, die nach Gründen für die abweichende Mediennutzung in Ost und West suchte. Auch andere Studien offenbarten ein von der westdeutschen Normalität abweichendes Informationsverhalten in Ostdeutschland, das unter anderem auch auf einer unkomplizierten Haltung zum Dualen System fußte. Das Thema ist so umfassend, das sich hieraus ein eigenes Tagungsthema generieren ließe. 

Fazit: Public Value im Stresstest. Fernsehen in der Transformation

Was bleibt von der Tagung? Medienmacher stehen unter großem Druck, sich in dem erregten politischen Diskurs zu behaupten. Das an sich ist nicht neu. So warnte beispielsweise 1979 der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt eindringlich vor dem Privatfernsehen, das die „Strukturen der demokratischen Gesellschaft“ gefährden könne. Schmidts Prognose mag rückblickend zu düster gewesen sein, doch zugleich wirkt sie angesichts der aktuellen Herausforderungen für die Demokratie im digitalen Zeitalter hoch aktuell. Der Studienkreis nahm dies zum Anlass, um die Rolle des Fernsehens als politischen Akteur und Projektionsfläche politischer Aushandlungen zu untersuchen: vom Aufstieg zum Leitmedium bis zur digitalen Transformation. Im Fokus standen medienpolitische Strukturen, politische Inhalte und gesellschaftliche Aneignung – damals wie heute. Dem ZDF sei nochmal herzlich gedankt, den spannenden Debatten der Tagung einen anregenden Raum gegeben zu haben.

Dr. Uwe Breitenborn

Neuer Vorstand des Studienkreises gewählt
Die ordentliche Mitgliederversammlung wählte in Mainz am 23. September 2025 den neuen Vorstand des Studienkreises. Der Vorstand bleibt unverändert. Als Vorsitzender wurde Dr. Kai Knörr (Potsdam) wiedergewählt, als Stellvertreter fungieren Prof. Dr. Golo Föllmer (Halle) und Dr. Yulia Yurtaeva-Martens (Potsdam). Schatzmeister bleibt Dr. Veit Scheller (ZDF Mainz), als Schriftführer wurde Dr. Uwe Breitenborn (Berlin) bestätigt. Dem neu gewählten Vorstand gehören als Beisitzer weiterhin Dr. Christoph Rosenthal (Berlin), PD Dr. Gerlinde Frey-Vor (MDR Leipzig) und Dr. Christoph Classen (ZZF Potsdam) sowie als Vertreterin des DRA Susanne Hennings an. Als Kassenprüfer wurden Dr. Heiner Schmitt (Ingelheim) sowie neu Prof. Dr. Edgar Lersch gewonnen. Die kooptierten Mitglieder des Vorstandes werden zu einem späteren Zeitpunkt benannt.

Fotos: Studienkreis RuG/Föllmer/Breitenborn/Kuhr

Vom Leitmedium zum Medium light? Fernsehen und Politik in historischer Perspektive – PROGRAMM zur 52. Jahrestagung

"Drei Tage vor der Wahl" - Diskussionsrunde vor der Bundestagswahl, 3.3.1983 mit Hans Dietrich Genscher (FDP), Franz Josef Strauß (CSU), Helmut Kohl (CDU), Hans-Jochen Vogel (SPD), Friedrich Nowottny (ARD). Screenshot
„Drei Tage vor der Wahl“ – Diskussionsrunde vor der Bundestagswahl, 3.3.1983 mit Hans Dietrich Genscher (FDP), Franz Josef Strauß (CSU), Helmut Kohl (CDU), Hans-Jochen Vogel (SPD), Friedrich Nowottny (ARD). Screenshot
52. Jahrestagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte in Kooperation mit dem ZDF

22. + 23. September 2025 in Mainz, Anmeldung bitte per Mail

Ort: ZDF Zweites Deutsches Fernsehen, Konferenzzone (Kasinogebäude), ZDF-Straße 1, 55127 Mainz

Im Jahr 1979 warnte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt vor dem Privatfernsehen, das die „Strukturen der demokratischen Gesellschaft“ gefährden könne. Schmidts Prognose mag rückblickend übertrieben wirken, doch zugleich wirkt sie angesichts der aktuellen Herausforderungen für die Demokratie im digitalen Zeitalter hoch aktuell. Wir nehmen dies zum Anlass, um die Rolle des Fernsehens als politischen Akteur und Projektionsfläche politischer Aushandlungen zu untersuchen: vom Aufstieg zum Leitmedium bis zur digitalen Transformation. Im Fokus stehen medienpolitische Strukturen, politische Inhalte und gesellschaftliche Aneignung – damals wie heute.

PROGRAMM

  Montag 22. September 2025
12:00 Check-in am RuG-Tagungscounter
13:00 Begrüßung durch Karin Brieden (Verwaltungsdirektorin und stellv. Intendantin des ZDF) und Kai Knörr (Vorsitzender des Studienkreises Rundfunk und Geschichte)
13:15 Keynote
Leiden am Leitmedium? Warum wehrhafte Demokratie einen wehrhaften Rundfunk braucht
Steffen Grimberg
(Leiter KNA-Mediendienst, Katholische Nachrichten-Agentur, Bonn/Berlin)
14:00 Kaffeepause
14:30 Panel 1 Das Fernsehen als Ort des Politischen
Moderation: Veit Scheller  
Alexander Moutchnik (Hochschule RheinMain, Wiesbaden): Was nun, Politikjournalismus? Zwischen Schlagabtausch und Gesprächskultur: 40 Jahre Was nun, …? im ZDF (1985-2025)
Steffen Grütjen (Katholische Universität Eichstädt-Ingolstadt), Hans-Ulrich Wagner (Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut, Hamburg): Die medienjournalistische Berichterstattung von betrifft: Fernsehen (ZDF) und Medienreport (NDR): Medienpolitik in historischer Perspektive am Beispiel der Einführung des dualen Rundfunksystems
Marie Sophie Beckmann
(Carl von Ossietzky Universität Oldenburg): Bildfläche als Protestfläche: Der Fernsehbildschirm als Ort politischer Auseinandersetzung
16:00 Kaffeepause
16:30 Panel 2 Programmanalyse
Udo Michael Krüger
(IFEM – Institut für Empirische Medienforschung, Köln): 40 Jahre Programmanalyse. Vortrag und Gespräch mit Gerlinde Frey-Vor (MDR, Leipzig)
17:30 Kaffeepause
18:00 Kamingespräch
Maria von Welser im Gespräch mit Yulia Yurtaeva-Martens und Christoph Classen
20:00 Gemeinsames Abendessen (Selbstzahler)
   
  Dienstag 23. September 2025
09:00 Panel 3 Politik in Unterhaltungs- und Geschichtsformaten
Moderation: Yulia Yurtaeva-Martens  
Christoph Classen (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam): Seiteneinsteiger. Lokalpolitik in Fernsehserien der frühen 1970er Jahre  
Sandra Nuy (Universität Siegen): Das Politische im Unpolitischen. Anmerkungen zur ZDF-Reihe Das Traumschiff  
Monika Weiß (Philipps-Universität Marburg):
Frauenbild(er): Fiktion und Geschichte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen
10:30 Kaffeepause
11:00 Panel 4 Fernsehautoren in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit
Moderation: Kai Knörr  
Tim Tolsdorff (HAW Hamburg): Michael Mansfeld: Autor und Agent. Ein Meister des Dokumentarspiels zwischen Idealismus und politischer Instrumentalisierung  
Antonia Kunze (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg): Das Medium erliegt „gelegentlich dem Charme der Politik“. Medienreflexive Repräsentationen des Fernsehens und Politikpersiflagen in den Fernsehwerken Loriots
12:00 Kaffeepause
12:15 Panel 5: Politik im ostdeutschen Fernsehen in den 1990er Jahren
Moderation: Uwe Breitenborn  
Nikolai Okunew (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam): Politikfern: Die Rechtsextremismus-Berichterstattung bei MDR und ORB in den 1990er Jahren  
Gerlinde Frey-Vor (MDR, Leipzig): Sehen Ost- und Westdeutsche anders fern? Rezeptionsmuster von Fernsehen in den 1990er und frühen 2000er Jahren  
Schlussdiskussion
13:30 Mittagspause
14:00 Mitgliederversammlung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte e.V.

Tagungsgebühr: 50 €

Mitglieder des Studienkreises: 30 €

Studierende: 15 € 

Bitte überweisen Sie bis zum 18.09.25:
Studienkreis Rundfunk und Geschichte
IBAN: DE20 5005 0201 0000 3920 49
BIC: HELADEF1822 Frankfurter Sparkasse

Medienhistorisches Forum für Forschungsnachwuchs und Absolvent:innen am 12./13. November 2025 in Lutherstadt Wittenberg – Call for Participation

Studienkreis Rundfunk und Geschichte in Kooperation mit der Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft DGPuK und [na]KOGE

Call for Participation – Einreichungsfrist: 1. September 2025

Das Medienhistorische Forum des Studienkreises Rundfunk und Geschichte ist eine Plattform für Absolvent:innen und Forschungsnachwuchs mit Bezug zu Kommunikation und Medien in historischer Perspektive. Doktorand:innen, Habilitant:innen und Masterstudierende in ihrer Abschlussphase erhalten die Möglichkeit, ihre Forschungsthemen vorzustellen und mit Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis über Probleme und Methoden kommunikations- und medienhistorischer Arbeiten zu diskutieren. Das Format hat sich seit 1973 bewährt und dient auch zur Vernetzung untereinander sowie mit Ansprechpersonen aus Rundfunkanstalten und Medienarchiven. Mittlerweile findet das Forum in Kooperation mit der Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der DGPuK sowie [na]KOGE statt.

Nachwuchswissenschaftler:innen laden wir ein, sich mit ihren aktuellen Forschungsprojekten für eine Teilnahme zu bewerben. Eine Übernahme von Fahrt- und Übernachtungskosten der Referent:innen durch den Studienkreis kann angefragt werden. Die vorgestellten Projekte müssen und sollen keine abgeschlossenen Arbeiten abbilden. Konkrete Projektskizzen sollten aber dennoch vorhanden sein, so dass wir auf hohem Niveau über die Themen, Gegenstände, Quellen, Methoden oder theoretischen Ansätze der Vorhaben diskutieren können. Einreichungen in englischer Sprache sind möglich. Einreichungen aus Kommunikations- und Medien- und Geschichtswissenschaften und anderen Disziplinen sind willkommen.

Einreichungen können zum Beispiel die folgenden Themen behandeln:

  • Geschichte und Entwicklung von Hörfunk, Fernsehen, Publizistik und Journalismus, Fotografie, Online-, Musikmedien oder anderen Einzelmedien und Gattungen
  • Geschichte der Kommunikations- und Medienpolitik
  • Mediatisierung und Medialisierung von Gesellschaft und ges. Teilbereichen
  • Medienöffentliche Diskurse und Medienöffentlichkeiten im  Wandel
  • Vergangene, tradierte und neue Praktiken der Medienproduktion und -rezeption
  • Geschichte der Kommunikations- und Medienforschung
  • Forschung zur Technikgeschichte und Materialität der Medien
  • Einzelanalysen und Fallstudien zu Formaten, Sendungen, Personen
  • Innovative Ansätze der Methoden- und Theoriebildung von Kommunikationsgeschichte und Medienkulturwissenschaft
  • Erinnerungskultur und Medien

Einreichung und Begutachtung

Die Auswahl der Vorträge findet in einem anonymisierten Begutachtungsverfahren durch die Veranstalter:innen statt. Zur Bewerbung reichen Sie bitte ein Exposé ein, das die Grundlinien des geplanten Vorhabens und Vortrages umreißt und ungefähr zwei Seiten Text (max. 6.000 Zeichen inklusive Leerzeichen, plus Literaturangaben) umfassen soll. Geben Sie in Ihrem Exposé im Sinne der Anonymität des Verfahrens bitte keine Angaben zu Ihrer Person an, sondern reichen Sie ein zusätzliches Deckblatt mit Ihren Kontaktdaten und dem Titel des Vorhabens als einzelne Datei ein.

Senden Sie Ihr Exposé und das Deckblatt bis zum 1. September 2025 an christoph.rosenthal@fu-berlin.de

Veranstalter:innen und Ansprechpartner:innen für Rückfragen

  • Studienkreis Rundfunk und Geschichte

Dr. Christoph Rosenthal  (christoph.rosenthal@fu-berlin.de)

·  Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der DGPuK

Dr. Erik Koenen (ekoenen@uni-bremen.de)

Jun.-Prof. Dr. Niklas Venema (venema@uni-leipzig.de)

·       [na]KOGE

Annika Keute (annika.keute@plus.ac.at)

Jo Marie Dominiak (j.dominiak@uni-muenster.de)

Vom Leitmedium zum Medium light? Call for Papers zur 52. Jahrestagung am 22.+23. September 2025 in Mainz – Call verlängert bis Ende Juni!

Fernsehen und Politik in historischer Perspektive

52. Jahrestagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte, 22./23. September 2025 beim Zweiten Deutschen Fernsehen in Mainz

Privatrechtlich organisiertes Fernsehen sei, so Bundeskanzler Helmut Schmidt 1979 in einer Kabinettssitzung, „gefährlicher“ als die Kernenergie, da es die „Strukturen der demokratischen Gesellschaft verändern“ könne. Im Jahr der Bundestagswahl 2025 wirkt diese Diagnose antiquiert und aktuell zugleich. Einerseits scheint der alarmistische Ton unangemessen angesichts einer Medienöffentlichkeit im digitalen Zeitalter, in der die Existenz von einigen privat-rechtlichen Fernsehprogrammen beinahe nostalgisch anmutet. Anderseits kann sie aber durchaus auch als Beginn einer Entwicklung begriffen werden, die sehr wohl „Strukturen der demokratischen Gesellschaft“ angegriffen hat. Denn seitdem ist die gesellschaftsintegrierende Wirkung klassischer, non-profit-orientierter TV-Programme erodiert, und damit – folgt man Jürgen Habermas – auch die Grundlage liberaler Demokratien, für deren Meinungs- und Entscheidungsbildung es eines Diskurszusammenhangs auf der Grundlage gemeinsamer Begriffe bedarf. Eine linke Perspektive kritisierte seinerzeit dagegen diese Medienstruktur, da sie von einer herrschenden Klasse hegemonial missbraucht würde, u.a. indem sie Gegenöffentlichkeit strukturell ausschließen würde.

Die Tagung zielt auf die These vom Strukturwandel der Öffentlichkeit durch das Fernsehen. Welche Bedeutung hatte das Aufkommen des Mediums und sein rascher Aufstieg zum Leitmedium nach dem II. Weltkrieg in demokratischen und autoritären politischen Systemen für den Wandel von Politik? Wie wirkten sich strukturelle Veränderungen, z.B. neue technische Verbreitungswege und die damit in vielen Ländern verbundene Liberalisierung bzw. Vermarktlichung der Rundfunkordnung in Westeuropa aus? Welche Bedeutung hatten transnationale Effekte des Fernsehens auf die jeweiligen politischen Systeme und Kulturen? Und welche Folgen hatte das sich verändernde Medienensemble seit dem Aufkommen digitaler Umgebungen in den 1990er Jahren für Politikdarstellungen im TV? Was bedeutete dies etwa für die Glaubwürdigkeit und den gesellschaftlichen Vertretungsanspruch der politischen Angebote?

Die Tagung möchte das Fernsehen in seiner doppelten Rolle als politischer Akteur und als Objekt von Politik in den Blick nehmen. Sie adressiert daher erstens eine organisatorische Ebene, die medienpolitische sowie -rechtliche Prozesse und Entscheidungen, Akteursbeziehungen und dergleichen umfasst. Welche Wechselwirkungen zwischen der politischen und der medialen Sphäre lassen sich in medialen Strukturen erkennen? Zweitens geht es um politische Inhalte: Welche Bilder von Politik werden im Medium gezeichnet? In welchen Formaten wurden politische Fragen verhandelt, und wie haben sich diese im Laufe der Zeit verändert? Dies kann neben den bekannten Nachrichten- und Gesprächsformaten auch fiktionale und Unterhaltungssendungen miteinschließen, die ebenfalls politische Vorstellungen, Werte und Identitätsangebote transportiert haben. Schließlich wird drittens nach der Aneignung gefragt: Welche Reaktionen auf politische Sendungen gab es, und welche Vorstellungen von Medienwirkungen und -Realitäten wurden im Laufe der Zeit vertreten?

Der Tagung liegt ein weiter Politikbegriff zugrunde, der sowohl die unterschiedlichen Dimensionen von Politik, also Inhalte (Policy), Prozesse (Politics) und Rahmenbedingungen (Polity) miteinschließt, als auch das weitere Feld der Politischen Kultur. Damit sind Darstellungen bzw. Aushandlungen von race, class und gender explizit Teil des hier skizzierten Feldes.

Einreichungen mit Bezug zum Fernsehen und möglichst historischer Perspektive sind u. a. denkbar zu:

  • Medienpolitik
  • Politische Umbrüche
  • Integration/ Segregation von Öffentlichkeiten
  • Darstellungen von Politik
  • Entwicklung/Wandel politischer Formate
  • Politische Zensur und Diskussionen um „Ausgewogenheit“
  • Politik in Unterhaltungsformaten
  • Medialisierung von Politik
  • Politische Effekte/ Medienwirkungen
  • Glaubwürdigkeit/ Medienskepsis

Deadline für die Einreichung: 30. Juni 2025

Einreichungen bitte per Mail an Susanne Hennings (Deutsches Rundfunkarchiv): Susanne.Hennings@dra.de

Eingereichte Abstracts sollten maximal 3.000 Zeichen umfassen (exklusive etwaiges Literatur- oder Quellenverzeichnis). Die Veranstalter*innen entscheiden über die Annahme in einem Review- Verfahren. Rückmeldungen sind im Juni 2025 zu erwarten. Die Vorträge können auf Deutsch und Englisch gehalten werden; Konferenzsprache ist Deutsch. Wir freuen uns auf Ihre Beteiligung

Weitere Informationen auch unter

https://rundfunkundgeschichte.de/jahrestagung2025/

PROGRAMM zum Medienhistorischen Forum am 8./9. November 2024 in Lutherstadt Wittenberg

Ort: Stiftung Leucorea, Collegienstraße 62, 06886 Lutherstadt Wittenberg

Am 8./9. November 2025 findet in Lutherstadt Wittenberg eine Neuauflage des Medienhistorischen Forums für Forschungsnachwuchs und Absolvent:innen statt. Hierzu lädt der Studienkreis Rundfunk und Geschichte in Kooperation mit der Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft DGPuK und [na]KOGE ein. 

Sechs Referent:innen geben Einblick in ihre laufenden Forschungsvorhaben. Das thematische Spektrum reicht von politischer Kommunikation über Filmwissenschaft bis zur deutschen Pressegeschichte. Teil des Programms ist auch ein Workshop zum Fachinformationsdienst Kommunikations- und Medienwissenschaft. Das detaillierte Programm finden Sie anbei. Das Format des Forums besteht seit 1973 und dient auch zur Vernetzung untereinander sowie mit Ansprechpersonen aus Rundfunkanstalten und Medienarchiven. 
Es gibt ein begrenztes Kontingent an Einzelzimmern direkt im Tagungszentrum Leucorea (40 Euro/Nacht). Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme haben, melden Sie sich bitte bis zum 11. Oktober 2024 an bei christoph.rosenthal@fu-berlin.de.

Freitag, 8. November 2024

14:00 – 14:30 Uhr    Anmeldung der Teilnehmenden und Empfangskaffee

14:30 – 14:45 Uhr    Begrüßung und Vorstellungsrunde

14:45 – 15:30 Uhr    Lukas Wierschowski (Leipzig): Die Berichterstattung der bürgerlichen Presse über die Arbeiterbewegung

15:30 – 16:15 Uhr    Hilke Hammer (Leipzig): Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands und die Meinungsfreiheit; 1917-1923

16:15 – 16:45 Uhr    Kaffeepause

16:45 – 17:30 Uhr    Tonio Nitsche (Münster): Filme zwischen Politik und Dokument – ästhetische Strategien des französischen Bewegungsfilms

17:30 – 18:30 Uhr    Dr. Patricia F. Blume (Leipzig): Workshop zum Fachinformationsdienst Kommunikations- und Medienwissenschaft

19:00 Uhr                 offener Abend im Brauhaus Wittenberg,
Markt 7, 06886 Lutherstadt Wittenberg

Samstag, 9. November 2024

Ab 8:30 Uhr             Gemeinsames Frühstück im Tagungszentrum

09:30 – 10:15 Uhr    Martin Rutsch (Berlin): Der Hugenberg-Konzern im Übergang zwischen Krieg und Republik

10:15 – 11:00 Uhr    Anna Gonchar (München): Architektonischer Ausdruck der Weimarer Presse auf der Internationalen Presseausstellung 1928 in Köln

11:00 – 11:45 Uhr    Christoph Hanzig (Dresden): Die sächsische NS-Presse und ihre
Redakteure 1930-1945

11:45 – 12:15 Uhr    Abschlussdiskussion

12:15 Uhr                 Tagungsende

Veranstalter:innen und Ansprechpartner:innen für Rückfragen

Tagungsbericht: «Fernsehen» und Bildung – ein Missverständnis? Jahrestagung am 27. und 28. Juni 2024 in Marl

Einmal im Leben den Grimme-Preis entgegenzunehmen ist wohl der Traum aller Fernsehschaffenden in Deutschland: Er gilt als Auszeichnung für höchste Qualität. Die Teilnehmenden der Jahrestagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte reagierten entsprechend fasziniert, als sie selbst kurz die begehrte Trophäe in den Händen halten durften: Eine gelungene Überraschung der Grimme-Preis-Leiterin Lucia Eskes zum Abschluss der Konferenz am 27. und 28. Juni 2024 beim Grimme-Institut in Marl.

Im Kamingespräch mit Kai Knörr und Uwe Breitenborn hatte sie bereits am Vorabend davon berichtet, wie komplex die Aufgabe der Grimme-Gremien ist, die Preiswürdigkeit der Produktionen festzustellen. Es werde eine hohe Perspektivenvielfalt aus professionellen Kritikern und Publikumssicht hergestellt, sei es durch die Einbindung der „Marler Gruppe“ oder auch von Studierenden der Universität zu Köln, denen das Konzept des linearen Fernsehens zunehmend fremd werde. Gesprächspartner Friedrich Küppersbusch ergänzte aus seiner Sicht, in welcher Form die Auszeichnungen auf die Branche Einfluss nehmen: Die unabhängigen Jury-Urteile dienten in Zeiten abgespeckter Medienfeuilletons zur Orientierung jenseits von Quoten- und Reichweitenanalysen, doch manchmal sei das Idealbild der Grimme-Gremien schwierig zu deuten. Er hielt ein Plädoyer für einen gewissen Grundkanon handwerklich und journalistisch gelungener Produktionen, der für Fernseh- und Mediatheken-Produktionen gleichermaßen gelte.  Besonders hochwertig produzierte Dokumentationen könnten ein großes Publikum finden und seien auch bei Streamingplattformen als repertoirefähig angesehen. Zudem gab es Gelegenheit, einiges über Friedrich Küpperbuschs Sicht auf seine eigene Mediengeschichte und -gegenwart (ZAK, probono, Küpperbusch TV u. a.) zu erfahren, die er mit der ihm eigenen Lässigkeit präsentierte.

Die Keynote von Jan-Hinrik Schmidt vom Hamburger Hans-Bredow-Institut bot eine direkte Antwort auf die provokante Frage des Tagungstitels: «Fernsehen» und Bildung – ein Missverständnis? Eine aktuelle Repräsentativbefragung im Auftrag des ZDF ergab: Das Verständnis, welche Kernelemente von Bildung wichtig sind, variiert in der Bevölkerung. Es lassen sich vier Anspruchsgruppen unterscheiden. Über alle Anspruchsgruppen hinweg ist die die Mehrheit der Bevölkerung (53 %) der Meinung, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk zur Bildung in Deutschland beiträgt. Auch formulierten die Nutzenden hohe Erwartungen an den Rundfunk: Dazu zählte die Vermittlung eines respektvollen Miteinanders, die Unterscheidung von verlässlichen und gefälschten Informationen, der Beitrag zur Demokratiebildung, sowie die Erinnerung an deutsche und europäische Geschichte.

Wie sich Erwartungen und Qualitätsmaßstäbe im Lauf der Mediengeschichte ändern, war das durchgängige Thema des Panels „Grimme in der Medienlandschaft“. Thomas Tekster stellte vor, wie das Grimme-Institut seine Akten systematisch erschließt und Dokumente der Institution und seines Gründers Bert Donnepp für Forschung zugänglich macht. Felix Dümcke vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen zählt zu den Nutzenden und gab Einblicke in seine laufende Forschung zur „Entpädagogisierung des Adolf-Grimme-Preises 1964 bis 1970“: Bereits in den Anfangsjahren hätten entscheidende Weichenstellungen stattgefunden, den Akzent von Volkserziehung zu einem umfassenden Qualitätsbegriff auszuweiten. Tanja Weber, Universität zu Köln, knüpfte an diese historische Betrachtung an und verlängerte ihre These bis in die Gegenwart: „Das gute Fernsehen gibt es nicht.“ Illustriert am Statut des Grimme-Instituts führte sie aus, dass es die eine, allgemeinverbindliche Operationalisierung von Qualität nicht geben könne, sondern es sich vielmehr um einen relationalen, dynamischen, historischen und diskursiven Prozess handle.

Den Auftakt zum Panel „Fernsehgeschichte unter der Lupe“ machten Sara Tazbir (RBB) und Christine Abt(SWR) mit der Vorstellung von ARD Retro: Im Rahmen einer groß angelegten Archivöffnung stünden mittlerweile über 20.000 Videos und 3.500 Audiodateien zum Abruf bereit, die Zeitgeschichte „im Kleinen“ erzählen. Im Zeichen des Public Value steht auch das anschließend vorgestellte Projekt „rufus“, das Patrizia Blume von der Universitätsbibliothek Leipzig präsentierte: Das Fernseh-Produktionsarchiv des ZDF wird über dieses Portal recherchierbar. Die fließenden Grenzen zwischen Information, Bildung und Unterhaltung in der Perspektive von Rezipierenden stellte Gerlinde Frey-Vor in das Zentrum ihres Vortrags auf Basis einer aktuellen Repräsentativbefragung sowie Ergebnissen der historischen Rezipientenforschung. Die Ergebnisse zeigten, dass bei der Nutzung von Bewegbild das Entspannungsbedürfnis und der Spaß als Motive sehr wichtig sind, gefolgt vom Wunsch nach aktueller und vertiefender Information. Stammpublikum öffentlich-rechtlicher Angebote stellte letztere zusammen mit Motiven der sozialen Einbindung mehr in den Vordergrund als andere Gruppen.

Die Geschichte des Bildungsfernsehens wurde in einem eigenen Panel vertieft. Kai Nowak von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg widmete sich der Modernisierung der Verkehrserziehung in Westdeutschland 1965 bis 1985, an der Fernsehsendungen wie der „siebte Sinn“ aber auch Schulfernsehsendungen und Shows einen entscheidenden Beitrag hatten. Thomas Wilke, PH Ludwigsburg, stellte eine überraschende Bandbreite der Darstellung vom HipHop im deutschen Fernsehen vor – von erklärenden Formaten der 1980er-Jahre mit starkem Einfluss auf Jugendliche auf beiden Seiten der Mauer bis zu aktuellen und preisgekrönten Musik- und Bildungsangeboten. 

Im Fokus des letzten Panels stand die Beziehung von Bildungsformaten und Medienkritik. Christoph Classen analysierte die große Popularität von Neil Postmans Bestsellern „Das Verschwinden der Kindheit“ und „Wir amüsieren uns zu Tode“ in der Bundesrepublik der 1980er Jahre, deren Popularität in Deutschland größer als in den USA gewesen sei. Er erklärte dies damit, dass Postmans Kulturkritik sowohl zu verbreiteten Ängsten vor den „Neuen Medien“ gepasst habe als auch ideengeschichtlich auf fruchtbaren Boden gefallen sei. Uwe Breitenborn, Medienwerkstatt Potsdam, sensibilisierte im Anschluss für das Bildungspotenzial von Streamingangeboten: Mit Blick auf die zahlreichen Bildungseffekte fiktionaler Serienhits wie „Das Damengambit“ erschien der Titel des Vortrags „Telekolleg Netflix?“ nicht abwegig. Yulia Yurtaeva-Martens, Filmuniversität Babelsberg, gab einen Überblick über Virtual-Reality- und KI-basierte Bildungsangebote zum Thema Holocaust und NS-Zeitzeugenschaft und diskutierte mit dem Publikum die damit verbundenen Potenziale und Herausforderungen.

Die Qualität und Wandlung von Bildungsmedien sorgt für Gesprächsstoff über Fernsehformate hinaus, wie uns auch der Direktor des Grimme-Instituts Peter Wenzel erläuterte. Mit ihm freuten sich die Teilnehmenden, dass es gelungen ist, den Grimme-Online-Award 2024 zu retten. Eine Nachricht, die zu den Ergebnissen der Tagung ausgezeichnet passt.

Tagungsbericht: Christoph Rosenthal
Fotos: Rosenthal/Hennings/Breitenborn

Programm zur Jahrestagung «Fernsehen» und Bildung – ein Missverständnis?, 27.+28. Juni 2024 in Marl

51. Jahrestagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte in Kooperation mit dem Grimme-Institut

Grimme-Preis-Verleihung 2024 mit Moderatorin Siham El-Maimouni. Foto: Neuhaus / Grimme-Institut

27. + 28. Juni 2024, Grimme-Institut – Gesellschaft für Medien, Bildung und Kultur mbH, Eduard-Weitsch-Weg 25, 45768 Marl

Wir freuen uns, nach genau 30 Jahren wieder Gast im Grimme-Institut zu sein und mit unserer 51. Jahrestagung auf das Verhältnis von audiovisuellen Medien und Bildung zu schauen. Der Titel „Fernsehen und Bildung“ soll als Hommage an den Tagungsort und dessen Bedeutung für die deutsche Medienlandschaft verstanden werden, zugleich aber auch zu erweiterten Reflexionen über Bildungsdiskurse in der aktuellen audiovisuellen Kultur anregen. Wir fragen nach der Geschichte und Zukunft von Bildungsmedien und Medienbildung, nach Formaten, Infrastrukturen und Angeboten, nach historischen Erfolgsmodellen und Irrwegen.

PROGRAMM

 Donnerstag, 27. Juni 2024
11:00Check-in am RuG-Tagungscounter im Grimme-Institut
12:00Mittagsbuffet im Grimme-Institut
13:00Begrüßung der Tagungsgäste durch den Direktor des Grimme-Instituts, Peter Wenzel und den Vorsitzenden des Studienkreises Rundfunk und Geschichte, Kai Knörr
13.30Panel 1: ‚Grimme‘ in der Medienlandschaft
Moderation: Christoph Rosenthal

 
Thomas Tekster (Grimme-Institut, Marl): 60 Jahre Grimme-Preis vor dem Hintergrund der Institutsgeschichte
Felix Dümcke (Kulturwissenschaftliches Institut Essen): Von der Volkserziehung zum Qualitätsbegriff: Die Entpädagogisierung des Adolf-Grimme-Preises 1964 bis 1970
Tanja Weber (Institut für Medienkultur und Theater, Universität zu Köln): Das gute Fernsehen gibt es nicht. Überlegungen zum Qualitätsbegriff
15:00Kaffeepause
15:30Panel 2 Fernsehgeschichte unter der Lupe
Moderation: Veit Scheller
Sara Tazbir (RBB)/Christine Abt (SWR) (Kuratierungsteam ARD Retro): ARD Retro – Just another Retro Hype oder gesellschaftlicher Mehrwert?
Patrizia Blume (Universitätsbibliothek Leipzig): rufus – Das Portal zur Rundfunksuche
Gerlinde Frey-Vor (MDR): Information, Bildung, Unterhaltung: Der Beitrag von fiktionalen Serien
17:00offenes Redaktionstreffen der Zeitschrift Rundfunk und Geschichte
Video-Installationen zur Geschichte des Grimme-Preises und der Stadt Marl
18:45Kamingespräch mit der Leiterin des Grimme-Preises, Lucia Eskes, und dem Journalisten, Moderator und Fernsehproduzenten Friedrich Küppersbusch im Grimme-Institut
Moderation: Uwe Breitenborn und Kai Knörr
20:30Gemeinsames Abendessen (Buffet) im Hotel-Restaurant Loemühle, Marl, Selbstkostenpreis 39,90 EUR
  
 Freitag, 28. Juni 2024
09:30Keynote Jan-Hinrik Schmidt (Leibniz-Institut für Medienforschung – Hans Bredow-Institut, Hamburg): Der öffentlich-rechtliche Bildungsauftrag aus Sicht der Bevölkerung
10:10Panel 3 Bildungsfernsehen
Moderation: Kai Knörr
Karin Moser (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Uni Wien): Anleitung zur Selbst-/Hilfe: Die Belangsendungen der österreichischen Arbeitnehmer*innenvertretungen
Kai Nowak (Institut für Pädagogik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg): Schulfernsehen und die „Modernisierung“  der Verkehrserziehung in Westdeutschland, 1965-1985
Thomas Wilke (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg): HipHop im Deutschen Fernsehen zwischen Unterhaltung und Bildung
11:40Pause mit Imbiss im Grimme-Institut
13:00 Panel 4 Bildungsformate und Medienkritik 
Moderation: Susanne Hennings
Christoph Classen (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam): Zu Tode amüsiert? Neil Postmans Bestseller in der Bundesrepublik der 1980er Jahre 
Uwe Breitenborn (Medienwerkstatt Potsdam): Telekolleg Netflix? Bildungspotenziale von Streamingangeboten
Yulia Yurtaeva-Martens (Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, Potsdam):  (Ein)Bildung: VR und KI in der Evolution der Bildungsformate und ihre Beziehung zu klassischen Medien
14:30Fazit, Verabschiedung und Tagungsende

Stand: 11.06.2024 – Änderungen vorbehalten.

Tagungsort: Grimme-Institut – Gesellschaft für Medien, Bildung und Kultur mbH, Eduard-Weitsch-Weg 25, 45768 Marl.

Bitte geben Sie im Navigationssystem als Zieladresse „Adolf-Grimme-Straße 1, 45768 Marl“ ein.

Tagungsgebühr: Vortragende: ohne Tagungsgebühr, Gäste: 70 €, Mitglieder des Studienkreises 50 €, Studierende/Doktorand*innen: 30 €.

Übernachtungsmöglichkeit: Am Ort unseres Abendessens, im Hotel Loemühle, Loemühlenweg 221, 45770 Marl, ist bis zum 31.5. ein Zimmerkontingent für 95 € pro Nacht unter dem Stichwort „Tagung Grimme“ für Sie reserviert!

ANMELDUNGEN zur JAHRESTAGUNG möglichst bitte bis 20.6.2024 direkt über die Registrierungsseite. Eine Anmeldung am 27.6. ist auch vor Ort am Tagungscounter möglich.

CfP: Medienhistorisches Forum für Forschungsnachwuchs und Absolvent:innen am 08./09. November 2024 in Lutherstadt Wittenberg

Call for Participation – Einreichungsfrist: 1. September 2024

Das Medienhistorische Forum des Studienkreises Rundfunk und Geschichte ist eine Plattform für Absolvent:innen und Forschungsnachwuchs mit Bezug zu Kommunikation und Medien in historischer Perspektive. Doktorand:innen, Habilitant:innen und Masterstudierende in ihrer Abschlussphase erhalten die Möglichkeit, ihre Forschungsthemen vorzustellen und mit Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis über Probleme und Methoden kommunikations- und medienhistorischer Arbeiten zu diskutieren. Das Format hat sich seit 1973 bewährt und dient auch zur Vernetzung untereinander sowie mit Ansprechpersonen aus Rundfunkanstalten und Medienarchiven. Mittlerweile findet das Forum in Kooperation mit der Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der DGPuK sowie [na]KOGE statt.

Nachwuchswissenschaftler:innen laden wir ein, sich mit ihren aktuellen Forschungsprojekten für eine Teilnahme zu bewerben. Eine Übernahme von Fahrt- und Übernachtungskosten der Referent:innen durch den Studienkreis kann angefragt werden. Die vorgestellten Projekte müssen und sollen keine abgeschlossenen Arbeiten abbilden. Konkrete Projektskizzen sollten aber dennoch vorhanden sein, so dass wir auf hohem Niveau über die Themen, Gegenstände, Quellen, Methoden oder theoretischen Ansätze der Vorhaben diskutieren können. Einreichungen in englischer Sprache sind möglich. Einreichungen aus Kommunikations-, Medien- und Geschichtswissenschaften und anderen Disziplinen sind willkommen.

Einreichungen können zum Beispiel die folgenden Themen behandeln:

  • Geschichte und Entwicklung von Hörfunk, Fernsehen, Publizistik und Journalismus, Fotografie, Online-, Musikmedien oder anderen Einzelmedien und Gattungen
  • Geschichte der Kommunikations- und Medienpolitik
  • Mediatisierung und Medialisierung von Gesellschaft und ges. Teilbereichen
  • Medienöffentliche Diskurse und Medienöffentlichkeiten im Wandel
  • Vergangene, tradierte und neue Praktiken der Medienproduktion und -rezeption
  • Geschichte der Kommunikations- und Medienforschung
  • Forschung zur Technikgeschichte und Materialität der Medien
  • Einzelanalysen und Fallstudien zu Formaten, Sendungen, Personen
  • Innovative Ansätze der Methoden- und Theoriebildung von Kommunikations- geschichte und Medienkulturwissenschaft
  • Erinnerungskultur und MedienEinreichung und Begutachtung
    Die Auswahl der Vorträge findet in einem anonymisierten Begutachtungsverfahren durch die Veranstalter:innen statt. Zur Bewerbung reichen Sie bitte ein Exposé ein, das die Grundlinien des geplanten Vorhabens und Vortrages umreißt und ungefähr zwei Seiten Text (max. 6.000 Zeichen inklusive Leerzeichen, plus Literaturangaben) umfassen soll. Geben Sie in Ihrem Exposé im Sinne der Anonymität des Verfahrens bitte keine Angaben zu Ihrer Person an, sondern reichen Sie ein zusätzliches Deckblatt mit Ihren Kontaktdaten und dem Titel des Vorhabens als einzelne Datei ein.
    Senden Sie Ihr Exposé und das Deckblatt bis zum 1. September 2024 an Susanne.Hennings@dra.de
    Veranstalter:innen und Ansprechpartner:innen für Rückfragen
  • Studienkreis Rundfunk und Geschichte Dr. Christoph Rosenthal (christoph.rosenthal@fu-berlin.de)
  • Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der DGPuK
    Dr. Erik Koenen (ekoenen@uni-bremen.de), Jun.-Prof. Dr. Niklas Venema (venema@uni-leipzig.de)
  • [na]KOGE Annika Keute (annika.keute@plus.ac.at), Jo Marie Dominiak (j.dominiak@uni-muenster.de)

Call for Papers – 51. Jahrestagung am 27.+28. Juni 2024 beim Grimme-Institut in Marl

«Fernsehen» und Bildung – ein Missverständnis?

Geschichte und Zukunft von Bildungsmedien und Medienbildung / 51. Jahrestagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte / in Kooperation mit dem Grimme-Institut, Marl 27. und 28. Juni 2024

Wir freuen uns, nach genau 30 Jahren wieder Gast im Grimme-Institut zu sein und mit unserer 51. Jahrestagung auf das Verhältnis von audiovisuellen Medien und Bildung zu schauen. Der Titel „Fernsehen und Bildung“ soll als Hommage an den Tagungsort und dessen Bedeutung für die deutsche Medienlandschaft verstanden werden, zugleich aber auch zu erweiterten Reflexionen über Bildungsdiskurse in der aktuellen audiovisuellen Kultur anregen. Wir fragen nach der Geschichte und Zukunft von Bildungsmedien und Medienbildung, nach Formaten, Infrastrukturen und Angeboten, nach historischen Erfolgsmodellen und Irrwegen.

Uns interessiert, wie digitale Plattformen in Produktion und Distribution die Konzepte von Bildung und Geschichte verändern. Kann die praktische und programmatische Erfahrung und das Selbstverständnis traditioneller Bildungsinstitutionen in neuen technischen Umgebungen bestehen? Welche Funktion kommt Archiven und audiovisuellem Erbe in digitalen Zeiten zu? Welche Bildungerfahrungen konnten bzw. könn(t)en im „klassischen“ Fernsehen gemacht werden?Der Rundfunkbegriff bleibt für uns ein Bezugspunkt, um institutionelle und organisatorische Ziele von Bildung und Medienbildung zu beleuchten.

Die Einführung neuer (Programm-)Medien wurde in der Geschichte immer wieder mit Bildungsprogrammen bzw. der Sorge um den Verfall von Bildung begründet: Nach dem ersten Weltkrieg versprach der deutsche Staatssekretär Hans Bredow bei Einführung des Rundfunks die „geistige Not“ der Bevölkerung durch „drahtlose Belehrung und Unterhaltung“ lindern zu wollen und die Kluft zwischen gesellschaftlichen Gruppen und Völkern zu schließen. Nach 1945 entstanden öffentlich-rechtliches Radio und Fernsehen als demokratisches Gegengewicht zu den unter der Nazi-Herrschaft diskreditierten Bildungseinrichtungen. Nicht nur medienvermittelte Bildung, sondern Medienbildung selbst rückte eine Generation später ins Blickfeld, als der Volkshochschulverband im Jahr 1973 das Grimme-Institut gründete, Medien und medienpolitische Fragen zum Gegenstand der Erwachsenenbildung machte. Qualitativ hochwertige (=bildende?) Programme, Sendungen und Formate werden in Marl schon seit 1964 mit Grimme- Preisen prämiert. Die Tagung soll auch hierzu Hintergrundwissen und Diskussionsstoff bieten.

Die Debatten zu Medien und Bildung sind in vollem Gange. Daher sind wir an Zuspitzungen interessiert, aber auch an neuen Versuchen. Richtwert sind 20minütige Vorträge mit anschließender Diskussion. Wir laden Wissenschaftler*innen und Expert*innen aus Geisteswissenschaften, empirischer Forschung, Rundfunkanstalten und anderen Medienunternehmen, Archiven, sowie Bereichen der Medienbildung ein, sich zu beteiligen.

Die Beiträge sollten eine historische Dimension aufweisen und können zu folgenden Aspekten eingereicht werden (Beispiele):

  • Bildende Programme als ‚Public Value‘ im Fernsehen
  • Programm- und Institutionengeschichte des Schulfunks, der III. Programme, Telekolleg etc.
  • Vermittlung von Geschichtsbewusstsein
  • Potenziale des audiovisuellen Archiv-Erbes in Bildung/Medienbildung
  • Gesellschaftlicher Nutzen des Wissens um (historische) Medienpraxis
  • Absichtliche und unabsichtliche Bildungserfahrungen / Bildungsprogramme und ihre unkontrollierbaren Wirkungen

  • Unterhaltungssendungen / (Fernseh-)Serien als Quelle von Bildung
  • Bisher unbeleuchtetes/unbeachtetes Material zu bildungspolitischen Debatten in Ost und West
  • Audioviduelle Medialitäten (Formate, Infrastrukturen, Technik) von Bildungsmedien und wie diese sich wandeln
  • Digitalisierung und Wissensvermittlung / Verhältnis zwischen Information, Wissen und Bildung
  • Bildungsauftrag des ÖR-Rundfunks als Gegenwarts – und Zukunftsperspektive
  • Formen der Wissensvermittlung in heutigen Fernsehangeboten
  • Stimmt der Ausruf „Fernsehen ist tot!“ diesmal wirklich oder wartet ‚Fernsehen‘ auf seine Neuerfindung?
  • Medien, Bildung und ‚Klassismus‘ / ‚Zielgruppenspezifische‘ Angebote früher und heute
  • Kommerzielle Medien(unternehmen) und Bildung
  • Streamingdienste und andere audiovisuelle Netzangebote im Bildungskontext
  • Transformation von medialen Bildungsangeboten
  • Re-Education und Rundfunk nach 1945
  • Signalwirkung des Grimme-Instituts / Der Grimme-Preis und die Medienlandschaft

Deadline für die Einreichung: 30.4.2024

Einreichungen bitte per Mail an Susanne Hennings (Deutsches Rundfunkarchiv): Susanne.Hennings@dra.de

Eingereichte Abstracts sollten maximal 3.000 Zeichen umfassen (exklusive etwaiges Literatur- oder Quellenverzeichnis). Die Veranstalter*innen entscheiden über die Annahme in einem Review- Verfahren. Rückmeldungen sind bis zum 06. Mai 2024 zu erwarten. Die Vorträge können auf Deutsch und Englisch gehalten werden; Konferenzsprache ist Deutsch. Wir freuen uns auf Ihre Beteiligung

Weitere Informationen auch unter

https://rundfunkundgeschichte.de/jahrestagung2024/