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Audiovisuelles Kulturgut ins Internet! – Stellungnahme des Studienkreises Rundfunk und Geschichte auf der Jahrestagung 2019

Baden-Baden (18. Juni 2019). Öffentlich-rechtliche und privat-kommerzielle Fernsehprogramme der Vergangenheit sind audiovisuelles Kulturgut. Dieses historische Erbe ist daher zu sichern, zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das betonte der Studienkreis Rundfunk und Geschichte auf seiner Tagung am Freitag in Baden-Baden. Die Studienkreis-Mitglieder unterstützen ausdrücklich die Bemühungen, durch Digitalisierungs-, Erschließungs- und Bereitstellungsprojekte dieses audiovisuelle Kulturgut als Public Service zur Verfügung zu stellen. Positive Beispiele aus dem europäischen Ausland sind für den Studienkreis Anreiz, dieses Problem für Deutschland mit Nachdruck zu thematisieren.

Als vorbildhaft sieht der Studienkreis u. a. das SWR-Projekt „Audiovisuelles Kulturerbe: Online-Zugang zu den Archiven“ an, durch das ab Oktober 2019 Fernseharchivbestände in der ARD-Mediathek zu finden sind. Ein weiteres positives Beispiel stellt das Projekt zur digitalen Sicherung und Erschließung des Lokal-TV-Erbes der Wendezeit in Sachsen dar, das wichtige Videoquellen aus dem deutsch-deutschen Vereinigungsprozess zugänglich machen soll.

Der allgemeine Zugang zum audiovisuellen Erbe ist ein zentraler Bestandteil der demokratischen Mediengesellschaft, da es soziale und politische Prozesse im Alltag und in der Nahwelt der Menschen abbildet. Der Studienkreis appelliert an alle Entscheidungsträger, Zugänge über Mediatheken zu ermöglichen. Dies erfordert entsprechende Ressourcen und technische Infrastruktur sowie eine Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen für einen leichteren Zugang zum audio-visuellen Kulturgut im Internet.

Der Studienkreis Rundfunk und Geschichte ist eine interdisziplinäre Vereinigung, die Wissenschaftler, Forscher, Archivare und Praktiker in der Fokussierung auf die historisch-medialen Prozesse und ihre Veränderungen zusammenführt. Er existiert seit 1969 und begint jetzt den 50. Jahrestag seiner Gründung.

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Past public service and commercial television programmes are audiovisual heritage. This heritage must therefore be secured, preserved, and made publicly accessible. The Studienkreis Rundfunk und Geschichte [German Broadcasting History Society] highlighted this point at their conference this last Friday in Baden-Baden. The society’s members gave specific support to projects that digitize, curate, and make public these audiovisual cultural assets to make them available as a public service. Positive examples from other nations in Europe provided the impulse to emphasize these problems in Germany.

The Studienkreis recognizes exemplary projects such as the SWR’s „Audiovisuelles Kulturerbe: Online-Zugang zu den Archiven“ [Audiovisual Cultural Heritage: Online access to the Archives] which will make television archive material available online via the ARD-Mediathek starting in October 2019. A further good example is the project for the digital preservation and enrichment of local television heritage from Saxony during the post-1989 transition, which will make available important video sources from the inner-German reunification process.

General access to audiovisual heritage is a central part of a democratic mediated society, as it represents social and political processes in everyday life. The Studienkreis appeals to all deciding entities to create access via online media players. This requires the resources and technical infrastructure, as well as adjustments to legal frameworks to create easier online access to audiovisual cultural assets.

The Der Studienkreis Rundfunk und Geschichte is an interdisciplinary association that brings together academics, researchers, archivists and practitioners with a focus on the historical media processes The association has existed since 1969 and is currently celebrating the 50th anniversary of its founding.

Für Rückfragen:
Dr. Veit Scheller (Studienkreis RuG, Mitglied des Vorstands)

Tel.: 06131/70-14706
E-Mail: scheller.v@zdf.de

Translation–Übertragung–Transmission. Jahrestagung 2019

Programm

Bild: SWR

49. Jahrestagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte e.V. in Kooperation mit SWR und ARTE | Funkhaus Baden-Baden, 13./14. Juni 2019

Tagungsort: Südwestrundfunk, Hans-Bredow-Str., 76530 Baden-Baden, Heinrich-Strobel-Haus, Sitzungssaal 2. Etage

Anmeldung/Tagungsgebühr: über unser Online-Formular

Mittwoch, 12. Juni 2019

Anreisemöglichkeit Hotel Tannenhof direkt gegenüber Tagungsort. Verfügbarkeit von Zimmern und Parkplätzen bitte direkt mit dem Hotel klären! Zimmer im Hotel Tannenhof sind bis 15. Mai 2019 individuell buchbar unter Angabe des Kennworts „Rundfunk und Geschichte“ zu je 85 Euro (inkl. Frühstück) bzw. 77 Euro ohne Frühstück EZ.

Donnerstag, 13. Juni 2019

10:30 Öffnung des Tagungscounters im Heinrich-Strobel-Haus, Aushändigung der Zugangskarten

11:00 – 12:30 Mitgliederversammlung des Studienkreises: Berichte, Aussprache, Neuwahlen des Vorstands und seiner kooptierten Mitglieder

12:30 – 13:30 Mittagspause

13:30 – 14:15 Begrüßung durch den RuG-Vorstand, Grußworte von Gerold Hug, Programmdirektor Kultur, Wissen, Junge Formate des SWR
Keynote: Dr. Ian King (London), Übersetzer und Vorsitzender der Kurt Tucholsky-Gesellschaft, Berlin

14:15 – 15:45 Panel 1: Das „Rumoren der Archive“
Stephan Summers (Mainz): Verhandlungssache Rundfunk – Das Bild von US-Besatzern im Radio
Valentin Bardet (Paris): Musik als politische Sprache. Musiktransfers und französische Musikpolitik im besetzten Deutschland (1945-1955)
Dr. Rabea Limbach (SWR): Aus der Archivdatenbank ins Netz – Zur „Übertragung“ von Essenzen und Metadaten aus dem SWR-Fernseharchiv in die ARD Mediathek
Moderation: Prof. Dr. Alexander Badenoch (Utrecht)

15:45 – 16:15 Kaffeepause

16:15 – 17:45 Panel 2: Übersetzungskulturen im „Künstlerischen Wort“
Dr. Hans-Ulrich Wagner (Hamburg): Entanglements in der deutsch-britischen Mediengeschichte der Nachkriegsjahre. Die Features „Der 29. Januar“ (NWDR 1947) und „The 29th of January“ (BBC 1948) als Beispiele für Übersetzung und Übertragung/Translation und Transmission
Dr. Michael Lissek (SWR): Radio und Hörsaal. Die Dissemination des Akademischen im Radioessay
Dr. Walter Filz (SWR): Immer druff. Paradoxien des Voiceover
Moderation: PD Dr. Golo Föllmer (Halle/Berlin)

18:15 – 19:45 Kaminrunde zu 50 Jahren Studienkreis Rundfunk und Geschichte, Ort: Großes SWR2-Hörspielstudio, Günter-Eich-Haus (ab 18 Uhr geöffnet)
Moderation: Christian Schurig (Stuttgart), Kai Knörr (Potsdam)

20:00 Gemeinsames Abendessen im Restaurant Molkenkur (Selbstzahler, fußläufig vom SWR zu erreichen)

Freitag, 14. Juni 2019

09:00 – 10:00 Sitzungen der RuG-Fachgruppen (öffentlich) und Sitzung der Redaktion „Rundfunk und Geschichte“

10:00 – 11:30 Panel 3: Fernseh-Übersetzungen
Dr. Gerlinde Frey-Vor (MDR): Die Übernahme des Formats der angelsächsischen Langzeitfernsehserie in die deutsche TV Produktion der späten 1980er Jahre. Wie wurden die Codes von einer Fernsehkultur in die andere übersetzt?
Dr. Monika Weiß (Heidelberg): Fernsehformate als Faktoren kultureller Translation – Zur Übertragbarkeit nationaler Kulturmythen in historischen Doku-Soaps am Beispiel Großbritanniens, der USA und Deutschlands
Manuel Tanner/Caroline Meyer (rbb/ARTE): Echtzeit-Doku „24h Europa“, Making-of eines europäischen Fernsehereignisses (angefragt)
Moderation: Dr. Judith Kretzschmar (Leipzig)

11:30 – 12:30 Mittagspause

12:30 Bustransfer nach Strasbourg (ca. 1h), Abfahrt: Hotel Tannenhof

13:45 Empfang bei ARTE G.E.I.E., 4 Quai du Chanoine Winterer, 67080 Strasbourg, Frankreich
Führung durch die Studios
und Präsentation zur Struktur von ARTE

Vortrag Nicolas Beckers, Abteilungsleiter Sprachendienst bei ARTE: Die linguistische Arbeit bei ARTE und die neuen Herausforderungen in der digitalen Welt
Vortrag Prof. Peter Gottschalk, Programmverantwortlicher und Leitender Redakteur in der HA Wissen/Connaissance: Der Krieg, die Träume, unsere Sprachen

16:00 Rücktransfer nach Baden-Baden

17:15 Verabschiedung und Tagungsende

Tagungsprogramm als PDF-Datei

Anmeldung zur Jahrestagung 2019 in Baden-Baden ab sofort möglich

Translation – Übertragung – Transmission. Über-setzungsleistungen des Rundfunks in historischer und aktueller Perspektive

49. Jahrestagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte e.V. in Kooperation mit dem SWR und Arte

Am 13./14. Juni 2019 beschäftigt sich der Studienkreis Rundfunk und Geschichte auf seiner diesjährigen Tagung im Funkhaus Baden-Baden mit der Thematik medialer Übersetzungsleistungen. Wir wollen erkunden, wie der Rundfunk zur grenzüberschreitenden Kommunikation beigetragen hat und beiträgt. Den öffentlich-rechtlichen Sendern kommt in Zeiten starker „europakritischer“ Stimmen auch vermehrt die Aufgabe zu, eine die Nationalismen hinterfragende, europäische Geschichtserzählung zu entwickeln. Dabei soll es nicht allein um sprachliche Übersetzungsprobleme, sondern in einem weiteren Sinne um die Frage gehen, wie die Vermittlung kultureller, wissenschaftlicher und historischer Inhalte innerhalb einer europäischen Öffentlichkeit gelingen kann.

Neben dem SWR als gastgebender Rundfunkanstalt konnte der Sender ARTE als Kooperationspartner gewonnen werden, dessen Deutschlandzentrale in Baden-Baden ansässig ist. Auch in diesem Jahr erwarten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer interessante Einblicke in die Arbeit von Redaktionen, Archiven und in die Wissenschaft. Am 14. Juni wird es eine Exkursion mit dem Bus zur französischen Zentrale von ARTE in Strasbourg geben. Mitglieder des Studienkreises möchten bitte beachten, dass am 13. Juni um 11 Uhr die Jahreshauptversammlung mit Vorstands- und Beiratsneuwahlen stattfindet!

Die Anmeldung ist ab sofort via Anmeldeformular möglich. Dort erhalten Sie auch weiterführende Informationen zur Unterkunft. Für MitarbeiterInnen von SWR und ARTE ist die Teilnahme kostenlos.

Während der Jahrestagung begeht der Studienkreis Rundfunk und Geschichte e.V. zugleich sein 50jähriges Bestehen. Dies tun wir am richtigen Ort, denn in Baden-Baden fanden bedeutende Schlüsselhandlungen zur Gründung des Studienkreises statt. Auch waren in den vergangenen fünf Jahrzehnten maßgebliche Akteure beim Südwestfunk bzw. dem späteren SWR tätig. Zu einem spannenden Gespräch über verschiedene Phasen in der Historie des Studienkreises laden wir Sie am Ende des ersten Konferenztages zur „Kaminrunde“ in das große SWR2-Hörspielstudio im „Günter-Eich-Haus“ ein.

Hier geht es zum Programm


Jahrestagung 2019: Translation – Übertragung – Transmission. Call for Papers

Übersetzungsleistungen des Rundfunks in historischer und aktueller Perspektive

Jahrestagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte in Kooperation mit SWR und ARTE | Baden-Baden, 13.-15. Juni 2019

Seit seiner Gründung vor knapp 100 Jahren ist mit dem Rundfunk die Hoffnung einer universellen Verständigung verbunden. Die Stimmen im Äther sollten Vorstellungen und Informationen über sprachliche, geographische und soziale Grenzen hinweg übertragen und die Entwicklung einer neuen Weltgesellschaft befördern. Auch wenn sich diese Erwartungen nur bedingt erfüllten, waren und sind bis heute daran zahlreiche Fragen geknüpft: Welche Bedeutungen können übertragen werden und welche neuen Bedeutungen werden erzeugt?

Welche sprachlichen, akustischen oder visuellen Inhalte des Rundfunks sprechen für sich, welche müssen angepasst, verlagert oder umgearbeitet werden? Wer spricht für wen, wer wird bevormundet und inwiefern können Übersetzungen zur Verstärkung von Stimmen oder zu deren Verstummen beitragen? Welche Sprachen und kommunikativen Formen dienen den Übertragungen? Letztlich erfordert jeder Medienwandel neue Übersetzungsleistungen über sprachliche, kulturelle, soziale, technische und Wissensgrenzen hinweg. Die Betrachtung von ‚Übersetzungen’ ermöglicht analytische Zugänge zu Kernbereichen der uns umgebenden Medien. Im 50. Jahr seines Bestehens möchte sich der Studienkreis für Rundfunk und Geschichte diesem Themenfeld zuwenden.

Um das Thema ‚Übersetzungen’ in den Medien angemessen aufzugreifen, genügt es nicht, nur nach der transkulturellen Dimension zu fragen. Vielmehr ist damit stets auch die Frage nach den impliziten Machtverhältnissen verbunden. In den Praxisfeldern von Übersetzungen, in den ‚translation zones’ (Emily Apter) werden kulturelle und politische Differenzen verhandelt und reproduziert. Hier sei auch auf die Actor-Network-Theory des französischen Soziologen Bruno Latour verwiesen, der die Betrachtung sozialer Interaktion um die Dimension nicht- menschlicher Akteure erweitert – was zugleich ein Schlaglicht auf die durch Technik und Medien erzeugten Machtverhältnisse wirft. Mit Blick auf die genannten Probleme von medialen Übersetzungen ist zudem die digitale Transformation der Rundfunkanstalten bzw. ‚sendenden‘ Massenmedien und die damit einhergehende Transformation der Öffentlichkeit und Gesellschaft in den Fokus zu rücken.

Die Beiträge sollten eine historische Dimension haben und können zu folgenden Aspekten eingereicht werden:

  • Standardisierte Praktiken zur Übersetzung ‚fremder‘ Inhalte (Simultanübersetzung, Untertitelung usw.) und die damit verbundenen Machtverhältnisse (z.B. in Interviews, Nachrichtenbeiträgen, Gerichtsverfahren)
  • Medienvermittelte Übersetzungsleistungen, code-switching und transkulturelle Aspekte
  • Sprachliche Übersetzungen, Adaptionen und internationaler Programmaustausch
  • Probleme des internationalen Formattransfers, Probleme der ‚Unübersetzbarkeit’.
  • Crossmediale (Format-)Übersetzung
  • transnationaler vs. nationaler Rundfunk
  • ‚Übersetzung‘ von Archivmaterial: Metadaten, Thesaurus und andere archivarische Transfers.

Deadline für die Einreichung: 14.4.2019

Einreichungen zu den genannten Fragestellungen richten Sie bitte an Dr. Veit Scheller, den Schatzmeister des Studienkreises Rundfunk und Geschichte: Scheller.V@zdf.de.

Eingereichte Abstracts sollten maximal 3.000 Zeichen umfassen (exklusive etwaiges Literatur- oder Quellenverzeichnis). Dem Abstract selbst ist ein Deckblatt mit den Daten zur Autorin bzw. zum Autor mitsamt Titel des Vortrages voranzustellen (bitte als zwei separate Dateien einsenden). Im Abstract selbst sollen die Autorinnen und Autoren nicht erkenntlich sein, um ein unabhängiges Review-Verfahren zu ermöglichen.

Die Veranstalter entscheiden ü̈ ber die Annahme in einem Review-Verfahren. Rückmeldungen sind bis zum 30.4.2019 zu erwarten. Die Vorträge können auf Deutsch und Englisch gehalten werden; Konferenzsprache ist Deutsch.

Call for Papers

Translation – Übertragung – Transmission.

Annual Conference of the Studienkreis Rundfunk und Geschichte

in cooperation with SWR and ARTE | Baden-Baden, June 13-15th, 2019

From its earliest origins, broadcast media have raised hopes of universal understanding. Voices, ideas and information would cross linguistic, geographical, and social barriers and allow new world communities to develop. These hopes instantly raised many questions: Which meanings or actions are carried over into a new realm and what new meanings are generated? What linguistic, acoustic or visual content is deemed to speak for itself, and what needs to be adapted, re-framed or reworked into a new language? Who is speaking for whom and how do these practices extend and/or silence the voices they act on? Which languages or communication forms supports acts of translations/transmissions? Throughout every transformation of broadcast media, their role in carrying messages and programmes across borders of linguistic, cultural, social and knowledge realms has persistently raised new issues of translation. The study of translation opens up analytical pathways into some of the core issues surrounding media.

To take up the question of translation in media raises not only questions of understanding but also questions of power. These ‘translation zones’ (Emily Apter) are places where differences of culture and power are negotiated and reproduced. Actor-Network Theory has further broadened the notion to include a wider range of human and non-human interactions, where any actor or force contrives to intervene on behalf of another, and as such opens up new inquiries into how power works through media in a number of ways.

Attention to these issues is rendered all the more urgent by both the continuing technological transformation of broadcast media into digital platforms that host a broad range of content, as well as the intensifying multicultural transformations of global society.

The Studienkreis Rundfunk und Geschichte would like to address these questions in the 50th year of its existence and has identified the following topics for the conference, for which contributions can be submitted:

  • Standardized practices for translating ‘foreign’ content (simultaneous translation, subtitles, etc.) and their power relations in interviews, news reporting, court trials, etc.
  • Mediated performances of translation, code-switching, and multi-culturalism
  • Translations, adaptations and circulations of original works (features, drama etc.)
  • The circulation and use of formats and other ‘pre-translation’ content
  • Mistranslation as media power: as resistant or satirical practice
  • Questions of untranslatable and/or untranslated content
  • Cross-media adaptations/translations (radio to TV, radio to podcast, etc)
  • Technologies of translation and transcription in the digital realm: google translate, voice/speech recognition, visualization
  • Translations of archive material for circulation and aggregation: metadata, thesaurus and other archival transfers.
  • Transnational storytelling on radio and public television.

Submissions to the above questions should be addressed to Dr. Veit Scheller, the treasurer of the Studienkreis Rundfunk und Geschichte: Scheller.V@zdf.de.

Submitted abstracts should not exceed 3,000 characters (excluding any literature or bibliography). The abstract itself should be preceded by a separate cover sheet with the author’s details, including the title of the talk (please send as two separate files). The abstract file itself should be anonymous in order to enable an independent review process.

Deadline for submission: 14.4.2019

The organizers decide on the acceptance in a review process. Feedback is expected by 30.4.2019. The lectures can be held in German and English; Conference language is German.


Margarete Keilacker gestorben

Wir haben die traurige Pflicht, Sie über den Tod unserer Kollegin und Chefredakteurin Dr. Margarete Keilacker zu informieren. Wie ihr Sohn Frank Keilacker mitteilt, starb Margarete nach kurzer schwerer Krankheit am 3. Februar 2019 im Alter von 71 Jahren. Sie war Mitglied im Studienkreis Rundfunk und Geschichte e.V. seit 2009. Als Mitarbeiterin im Medienarchiv des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig zeichnete sie von 1999 bis 2008 für die Redaktion des Fachdienstes „Fernseh-Informationen“ verantwortlich. Mit Eintritt in den Ruhestand übernahm sie ab Heft 1-2/2012 die Redaktionsleitung der Zeitschrift „Rundfunk und Geschichte“. Der Studienkreis verliert mit Margarete nicht nur die Expertise der erfahrenen Journalistin und Vorstandskollegin, sondern auch eine charismatische Persönlichkeit, die es schaffte, die verschiedenen „Generationen“ unserer Mitglieder immer wieder zu verbinden und ins Gespräch zu bringen. Sie wird uns sehr fehlen. Ihre Beisetzung findet am 21. März um 10:30 Uhr im Friedwald Planitzwald nahe der Stadt Wurzen statt. Aufgrund der Natur des Begräbnisortes ist maximal das Mitbringen einer Blume gestattet. Eine ausführliche Würdigung ihrer Tätigkeit erfolgt im kommenden Heft der Zeitschrift „Rundfunk und Geschichte“.

Neues Buch ›Radio und Identitätspolitiken‹

Als Resultat der Tagung des Forschungsprojekts «Broadcasting Swissness», die 2016 in Kooperation mit dem Studienkreis Rundfunk und Geschichte an der Universität Zürich stattfand, ist nun ein Sammelband erschienen: ›Radio und Identitätspolitiken. Kulturwissenschaftliche Perspektiven‹, hg. von Johannes Müske, Golo Föllmer, Thomas Hengartner und Walter Leimgruber.

Nähere Infos beim Verlag.

Wittenberg 2018 – Bericht vom Medienhistorischen Forum

Am 9. Und 10. November 2018 haben sich erneut NachwuchswissenschaftlerInnen in der Lutherstadt Wittenberg getroffen, um dort mit VertreterInnen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte und der Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft über ihre Forschungsprojekte zu diskutieren. In seinem Expertenvortrag schlug Prof. Dietz Schwiesau, Wortchef Hörfunk und Trimedialer Nachrichtenchef beim MDR Sachsen-Anhalt, angesichts des historischen Datums einen Bogen von den „wilden“ Anfängen seines Senders im Jahr 1992 bis in die Gegenwart komplett digitaler Redaktionsumgebungen. Dabei ließ er hier und da ein Quäntchen Ironie durchblitzen, denn nur so schien sich der hart wirkende Kontrast zwischen den technischen und architektonischen Bedingungen eines öffentlich-rechtlichen Landesfunkhauses in den frühen 1990er Jahren mit denjenigen des 2014 eröffneten Hightech-Halbrunds des MDR in Magdeburg überbrücken, das sich gegenüber dem ersten Standort wie eine wahrgewordene Science-Fiction-Utopie ausnimmt. Kaum weniger radikal hat sich der journalistische Alltag in den letzten Jahrzehnten gewandelt – wobei die Zukunft im Jahr 2019 ähnlich offen zu sein scheint wie im Jahr 1992. Mit Schwiesau ist ein erfahrener Journalist für die digitale Transformation beim MDR-Sachsen Anhalt zuständig, der sich – wie er erzählt – bei den inzwischen auch auf Social-Media-Kanäle ausgeweiteten Aufgaben gleichermaßen auf die Kompetenz seiner RedaktionskollegInnen stützt wie auf junge IT-Talente, für die der Rundfunk allerdings nicht selten vor allem ein Karrieresprungbrett darstellt.

Die Projektvorträge eröffnete Simon Sax von der Universität Bremen mit seinem Dissertationsvorhaben über den Journalisten Walter Gyssling (1903–1980). Sax interessieren dabei nicht nur die Bezüge eines deutsch-jüdischen Journalistenlebens zur Pressegeschichte der Weimarer Republik, sondern auch grundsätzlich der methodische Umgang mit Biografien und ihr struktureller Stellenwert in der heutigen Kommunikationswissenschaft.

Ebenfalls am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung der Universität Bremen arbeitet Arne L. Gellrich über die Frühgeschichte internationaler Entwicklungspolitik. Die Dissertation entsteht im Rahmen eines DFG-Projekts zur Transnationalen Kommunikationsgeschichte des Völkerbunds in der Zwischenkriegszeit (1920–1938). Der Völkerbund sollte nach der traumatischen Erfahrung des Ersten Weltkriegs als ständige Einrichtung das Funktionieren internationaler Diplomatie, mithin die zwischenstaatliche Kommunikation gewährleisten. Mit Fokus auf das Mandatssystem zur Verwaltung der ehemaligen deutschen Kolonien untersucht Gellrich den Völkerbund als eine transnationale Kommunikationsschnittstelle, deren komplexe Informationsflüsse und Akteurskonstellationen in einer Kombination aus „Biografie und Bürografieerschlossen werden sollen.

Den Kreis der Bremer KollegInnen schloss Christina Sanko, die als ausgebildete Journalistin mit Auslandserfahrung über mediale Praktiken kollektiver Erinnerung in Vietnam forscht. Ihre Studien eröffnen ein Spannungsfeld, in dem die kolonialen Kriege, unter denen das Land jahrzehntelang zu leiden hatte, bis heute ihre Schatten werfen. Anhand von Befragungen zeigt Christina Sanko, dass sich zwischen historischen Gegensätzen und sehr unterschiedlichen Generationenerfahrungen bis heute kaum so etwas wie eine Nationalidentität mit entsprechender Medienkultur und Erinnerungspraxis in Vietnam entwickelt hat.

Wie soll man nach dem Ende des Krieges aus der ideologischen Umklammerung „aussteigen“, die ihn begleitet oder gar provoziert hat? Dieser Frage widmet sich auch Valentin Bardet (ENS Paris-Saclay) mit Blick auf die französische Entnazifizierungspolitik nach 1945. Bardet interessieren die Zusammenhänge zwischen der Kulturpolitik in der französischen Besatzungszone und der Arbeit des Südwestfunk-Orchesters von 1945–1955. Was wurde gesendet, was nicht, welche Kontinuitäten in der Orchesterbesetzung ergaben sich beim „Neuanfang“ in Baden-Baden? Inwieweit sich der Prozess des „sortir de guerre“ – also die in der neueren französischen Geschichtsforschung vertretene Perspektive eines nicht punktuellen, sondern transformativen Kriegsendes – an der ‚Musikpolitik‘ des frühen SWF ablesen lässt, bleibt eine Frage, auf deren Bearbeitung man gespannt sein darf.

Mit Medientechnikgeschichte beschäftigen sich Tobias Held und Christoph Borbach in ihren Arbeiten. Tobias Held beforscht an der Bauhaus-Universität Weimar die Geschichte der Videotelefonie. In seinem Vortrag zeigt er, wie sich die Videotelefonie seit den 1970er und 1980er Jahren von einem exklusiven Unternehmertraum in ein massenhaftes Individualmedium verwandelt hat, dessen Technologie und Ästhetik längst auf massenmediale Formate zurückwirkt. Als studierter Designer schaut Held mit einem besonderen Blick auf die Bildtelefonie, deren früheste (Tele-) Visionen (wie die Karikaturen Albert Robidas) in eins fallen mit den Anfängen der Fernsehentwicklung. Einen Seitenarm der Radiogeschichte bearbeitet Christoph Borbach am DFG-Graduiertenkolleg Locating Media an der Universität Siegen unter dem Titel Zeitkanäle/Kanalzeiten – Eine Mediengeschichte des Δt. Gleichzeitig mit der Utopie des frühen Rundfunks als Kommunikationsform, in der Raum und Zeit eliminiert und der Völkerverständigung damit nichts mehr im Wege zu stehen schien, wurden mit Hilfe der Radiotechnik verfeinerte Messverfahren entwickelt, aus der Technologien wie Echolot, Radar und Sonar hervorgingen, die zunächst weniger völkerverständigenden Zwecken dienten. Mit Christoph Borbachs Fokus einer Mediengeschichte der Verzögerung wird klar, dass sich aus dem ‚Kanal‘, der Laufzeit eines elektromagnetischen Signals auf einer bestimmten Frequenz eine eigene Kultur des Messens, Ortens und Speicherns entwickelt hat, deren Ausleuchtung sich sowohl technikhistorisch als auch medientheoretisch zu lohnen scheint.

Zum Schluss präsentierte Kathrin Meißner vom Berliner Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung in Erkner bei Berlin ihr Projekt über das Verhältnis von Medien, Stadtplanung und städtischer Öffentlichkeit im 20. Jahrhundert. Konkret geht es um die visuellen Strategien etwa mit Dias, Karten, Luftbildern oder Modellen, mit deren Hilfe stadtplanerische Eingriffe im 20. Jahrhundert kommuniziert wurden. Welche Wechselbeziehungen bestanden mit Anwohnern und der Öffentlichkeit? Kathrin Meißner will belastbare Daten zur Geschichte der Planungskommunikation erhalten, mit denen die aktuellen und zukünftigen Stadtplaner ihre Modelle der Bürgerbeteiligung verbessern können.

 

Kai Knörr

Medienhistorisches Forum – Bewerbung bis 14. Oktober 2018 möglich

AbsolventInnen und NachwuchswissenschaftlerInnen können sich mit verlängerter Frist noch bis 14. Oktober bewerben, um ihre Arbeiten und Projekte im Medienhistorischen Forum am 09. und 10. November 2018 in Lutherstadt Wittenberg zu präsentieren. Die Veranstalter sind Kai Knörr (Studienkreis Rundfunk und Geschichte), Dr. Erik Koenen und Christina Sanko (Sprecher des Nachwuchsforums Kommunikationsgeschichte der DGPuK – NAKOGE) sowie Dr. Thomas Birkner und Dr. Christian Schwarzenegger (Sprecher der Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der DGPuK). Es können bis zu 20 NachwuchswissenschaftlerInnen teilnehmen. Näheres zu den Teilnahmebedingungen entnehmen Sie bitte unserem untenstehenden Call. Senden Sie Ihr Paper bitte innerhalb der verlängerten Frist an unser Vorstandsmitglied Dr. Judith Kretzschmar: jkretz@uni-leipzig.de.

Medienhistorisches Forum am 09./10. November 2018 in Wittenberg

Auch in diesem Jahr erhalten NachwuchswissenschaftlerInnen wieder die Möglichkeit, Forschungsthemen aus der Kommunikations- und Mediengeschichte vorzustellen und mit ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis über Fragestellungen, Probleme und Methoden ihrer Projekte zu diskutieren. Das Medienhistorische Forum für AbsolventInnen und Forschungsnachwuchs versteht sich als Plattform, die eine Vernetzung mit anderen ForscherInnen, aber auch mit VertreterInnen von Rundfunkanstalten und Medienarchiven in einer freundlichen und produktiven Atmosphäre ermöglichen soll. Willkommen sind Papers zur Kommunikations- und Mediengeschichte in ihrer ganzen Breite.
Die Veranstalter sind Kai Knörr (Studienkreis Rundfunk und Geschichte), Dr. Erik Koenen und Christina Sanko (Sprecher des Nachwuchsforums Kommunikationsgeschichte der DGPuK – NAKOGE) sowie Dr. Thomas Birkner und Dr. Christian Schwarzenegger (Sprecher der Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der DGPuK).

Am Medienhistorischen Forum für AbsolventInnen und Forschungsnachwuchs können bis zu
20 NachwuchswissenschaftlerInnen teilnehmen. Dies kann in zweierlei Weise erfolgen:

1.    Vortragende Teilnahme: Der/ die Teilnehmende bewirbt sich mit einem Exposé und stellt bei angenommenem Exposé sein/ ihr Thema vor, das anschließend ausführlich diskutiert wird.

2.    Diskutierende Teilnahme: Der/ die Teilnehmende bewirbt sich mit einem Exposé und nimmt bei nicht angenommenem Exposé durch Diskussion aktiv am Forum teil.

Voraussetzung für die Teilnahme am Medienhistorischen Forum ist die Einreichung eines Exposés, das die Grundlinien des geplanten Vortrages (Fragestellung, Methode/theoretische Perspektive, Quellen) umreißt und zwei Seiten Text (6.000 Zeichen inklusive Leerzeichen, plus Literaturangaben) umfassen soll. Die Exposés sind bis zum 01. September 2018 an folgende Adresse zu mailen:

Dr. Judith Kretzschmar, Studienkreis Rundfunk und Geschichte e.V., jkretz@uni-leipzig.de

Die Auswahl der Vorträge erfolgt in einem anonymen Reviewverfahren durch die Veranstalter. Deshalb sollten alle Angaben zur Person nur auf dem Deckblatt des Exposés platziert sein. Die neun besten Einreichungen werden als Vorträge angenommen, die Nächstplatzierten werden zur diskutierenden Teilnahme eingeladen.

Vortragende TeilnehmerInnen erhalten eine Reisekostenunterstützung von bis zu 100 Euro.
Eröffnet wird die zweitägige Veranstaltung traditionell mit einem Expertenvortrag, der Einblicke in Praxisfelder von Medien und Forschung gibt. Es besteht die Möglichkeit einer preiswerten Übernachtung im Einzelzimmer (Du, WC) direkt am Tagungsort für 35 Euro.

Rückblick zur Tagung in Mannheim

Materialitäten – An den Schnittstellen von Rundfunk- und Technikgeschichte
Jahrestagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte im TECHNOSEUM Mannheim

von Uwe Breitenborn

Materialitäten der Mediengeschichte standen im Fokus der diesjährigen Jahrestagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte, die am 28. und 29. Juni 2018 in Kooperation mit dem TECHNOSEUM Mannheim stattfand. Der Tagungsort war für dieses Vorhaben ein Glücksfall und wurde zugleich mit Bedacht gewählt, da das Museum justament am 28. Juni feierlich einen neuen Ausstellungsteil zur Mediengeschichte eröffnete. Das passte also hervorragend. Abzutasten, welche Wege in der aktuellen und künftigen Rundfunkforschung zur Technikgeschichte führen und wie diese zum Verständnis der Mediengeschichte des 20. Jahrhunderts, aber auch der medialen Gegenwart im 21. Jahrhundert nutzbar gemacht werden kann, das war die Intention der Tagung. Wie gehen wir in neuen handwerklichen und künstlerischen Kontexten mit analogem Material und Gerät um? Welche Rolle spielen technische Umgebungen für die Mediengestaltung? Wie kann das technische und handwerkliche Wissen des Magnetbands und der Elektronenröhre zum medienhistorischen Verständnis des 20. Jahrhunderts aufbereitet werden? Braucht es, ähnlich zur Musikgeschichte, eine „historische Aufführungspraxis“ analoger Medien? Welche Berührungspunkte gibt es zwischen Archiv und Technikmuseum?

Die Tagungsteilnehmer wurden zunächst von Alexander Badenoch (Vorsitzender des Studienkreises) und Stefanie Roth begrüßt. Die Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit im TECHNOSEUM verwies auf die Philosophie des Hauses, sozialgeschichtliche Aspekte der Technikgeschichte zu fokussieren. Naturwissenschaftliche Kenntnisse sind dabei als Voraussetzung für die Technikentwicklung von höchstem Stellenwert. Anschließend überraschte die Leiterin des SWR-Studios Mannheim-Ludwigshafen, Dagmar Schmidt, in ihrer Begrüßung mit einem Exemplar ihrer Magisterarbeit, die sie unter Betreuung der Studienkreis-Urgesteine Friedrich P. Kahlenberg und dem anwesenden Wolfgang Hempel an der Mannheimer Universität geschrieben hat. Ganz nebenbei betonte Dagmar Schmidt damit auch, dass wesentliche Wurzeln der deutschen Mediengeschichtsforschung in dieser lebhaften Region Baden-Württembergs liegen. Im Mittelpunkt ihrer Rede stand jedoch die Frage, wie die Regionalprogramme des Südwestfunks auf die technischen Herausforderungen der Gegenwart reagieren. Das sprachliche Bild vom „Reporter-Rucksack“, der den klassischen Ü-Wagen abzulösen beginnt, stand hier stellvertretend für Miniaturisierungs- und Digitalisierungstrends.

Jürgen Grimm von der Universität Wien setzte in seiner Keynote über Geschichtskommunikation ganz eigene Akzente zum Tagungsthema. Er stellte ein Forschungsdesign vor, bei dem die Wirkung sogenannter Geschichtskommunikate (Filme) länderübergreifend analysiert wurde. Mit teils recht überraschenden Ergebnissen. Er fragt, ob beispielsweise Holocaust-Filme bei der Humanitätsvermittlung (Aggressionskontrolle, Communitas-Fähigkeiten u.a.) funktionieren. So wurde Alain Renais Film „Nacht und Nebel“ (1956) Probanden in acht Ländern vorgespielt und danach Einstellungsänderungen registriert. Interessant war der Misanthropie-Effekt, der vor allem in Deutschland und Österreich festgestellt werden konnte. In der Diskussion wurde berechtigter Weise kritisch nachgefragt, inwieweit diese Effekte nicht zu kurzfristig angelegt sind, da sich Einstellungsänderungen eher längerfristig vollziehen.
Im ersten Panel „Arbeitsumgebungen“ näherte sich Kiron Patka (Tübingen) in seinem „Werkstattbericht“ dem „Sehnsuchtsort Pult“, womit er auf geschlechtsspezifische Rollenmuster in technischen Berufen in der Radioproduktion nach 1945 aufmerksam machte. Es ist durchaus beklemmend zu registrieren, dass Frauen noch in den siebziger Jahren aus wichtigen Berufs- und Ausbildungsfeldern systematisch ausgegrenzt waren. Frauen und Männer arbeiteten als Tontechniker/innen; von Tätigkeiten technischer Kontrolle am Mischpult waren Frauen aber kategorisch ausgeschlossen. Frauen standen „am Band“. Der unbedarfte Schlager „Wir sind die Mädchen vom Band“ von Helmut Enz verlieh dieser Erkenntnis eine durchaus bizarre Note. Die anschließende rege Diskussion offenbarte die Notwendigkeit, Genderaspekte in der Technikbetrachtung stärker in den Blick zu nehmen und dabei vergleichend die Entwicklung in der DDR zu betrachten.
Im zweiten Panel ging es um Medienarchäologien. Archäologie ist die Wissenschaft von den sichtbaren Überresten alter Kulturen, von der schichtweisen Freilegung verdeckter Befunde. Einen experimentellen Zugang zur Medienarchäologie beschrieb Stefan Krebs (Luxemburg) am Beispiel der Geschichte der Kunstkopf-Stereophonie. Gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk wurde 2016 ein Hörspiel mit historischer Kunstkopf-Technik umgesetzt, das gleichzeitig auch als künstlerische Performance daherkam. Sein Vortrag stellte diesen Ansatz einer experimentellen Medienarchäologie als heuristisches Mittel vor, das helfen kann, ein historisch-kritisches Verständnis für die sozio-technische Konstruktion von Medieninhalten und zugleich einen quellenkritischen Blick zu entwickeln, indem man die handwerklichen Abläufe praktisch nachvollzieht Im zweiten Vortrag des Panels widmete sich Andre Dechert von der Uni Augsburg der Frage, wie der Programmaustausch hinsichtlich amerikanischer Serien bis in die sechziger Jahre organisiert war. Entsprechend der damaligen Bildstandards wurden 16mm-Kopien zu den Sendern transportiert, die diese nach Ausstrahlung weiter- oder zurückgeben mussten. Dieses ans Material gebundene und damit aufwendige Distributionsverfahren und die darin involvierten Akteure waren in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten Vorboten transnationaler Fernsehmärkte, die sich bis heute immer mehr verdichteten und ausdifferenzierten.

Der zweite Tagungstag begann mit den Arbeitstreffen der Fachgruppen des Studienkreises: Rezeptionsgeschichte, Radiofeature, Speicherkulturen und Rundfunkhistorische Gespräche. Zudem wurde eine neue Gruppe zur Technikgeschichte ins Leben gerufen, die thematisch eng mit der Speicherkulturen-Gruppe korrespondieren soll. Anke Keller, die Kuratorin der neuen Ausstellung „Mediengeschichte“ im TECHNOSEUM, führte im Anschluss die Tagungsteilnehmer durch die Ausstellung und konnte dabei nochmal exklusiv das museumsdidaktische Konzept erläutern.

Den Start ins finale Panel der Tagung übernahmen Britta Herrmann und Vera Mütherig (Münster), die in ihrer Präsentation die Materialität und Ästhetik audiomedialer Texte am Beispiel einiger Hörspiele unter die Lupe nahmen. Aus einem eher literaturwissenschaftlichen Kontext heraus fragten sie nach der ästhetischen Funktion von Materialität im akustischen Erzählen. Hört man eine Materialität des Digitalen? Die „Hyperbrillianz des Digitalen“ scheint Materialitäten zu verdecken, aber die Forscherinnen konnten zeigen, welche historisch neuen Spuren hörbar werden. Auch der oft beschriebene „Bruch mit dem Analogen“ sei so nicht klar zu konstatieren.
Um „Verschaltungen“ ging es bei Christina Dörfling aus Berlin, die bereits eine Masterarbeit zur Geschichte des Schwingkreises verfasst hat und nun im Bereich Musikwissenschaft an der Universität der Künste (UdK) promoviert Auf der Tagung stellte sie Ihr Thema vor und referierte über das Eindringen des Rundfunks in die Ausbildung von Musikern, wie sie ab 1930 in der Berliner Rundfunkversuchsstelle institutionalisiert wurde. Am selben Ort befindet noch heute ein Tonstudio der UdK. Der Vortrag offenbarte die engen Abhängigkeiten, die zwischen Musikkultur und technischer Akustik seit dem Erscheinen des Rundfunks in der Übertragungs-, Aufzeichnungs- und Herstellungspraxis bestehen – auch in digitalen Zeiten.
Mit der einstigen gesellschaftlichen Funktion von Radio Free Europe beschäftigt sich Anna Grutza, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Germanistik/Medienwissenschaft der Europa-Universität Flensburg arbeitet. Neue Erkenntnisse zu diesem spannenden medienhistorischen Kapitel des Kalten Kriegs hat sie in ihrem Vortrag zur Macht der „unveränderlichen mobilen Elemente“ in Aussicht gestellt, die sie vor allem mit Hilfe der Akteur-Netzwerk-Theorie des französischen Soziologen und Philosophen Bruno Latour gewinnen will. Latour denkt sich soziale, technische und natürliche Objekte als gleichberechtigte Punkte einer Netzwerkstruktur, deren Betrachtung ein neues Bild von historischen Orten und Institutionen ergeben soll. Die Diskussion zeigte, dass ein vergleichender Blick auf andere, historisch besser erschlossene Felder der Rundfunkpropaganda auch für die Einordnung des Materials von Radio Free Europe nützlich sein kann.

Auch Digitalisierung funktioniert nicht ohne Materialitäten, wie Kai Knörr, stellv. Vorsitzender des Studienkreises, gleich zu Beginn der Tagung feststellte. Die Tagung hat dieser Erkenntnis einige Facetten hinzugefügt. Auch die frische Mediengeschichtsausstellung im TECHNOSEUM lieferte hierfür zahlreiche Belege. Festzuhalten bleibt, dass die Reihe der Jahrestagungen, vor allem mit denen in Wien (2015) und Potsdam (2016) eine beachtliche thematische Konsistenz aufweist. Das wird im kommenden Jahr fortgesetzt, wenn der Studienkreis sein 50-jähriges Jubiläum in Baden-Baden beim SWR begeht. Das Thema der international zugeschnittenen Tagung 2019 wird dann „Media-Translations/Übersetzungen“ lauten.