Ursula Wagenführ gestorben

Uns erreichte die traurige Nachricht, dass Ursula (Ulla) Wagenführ (auch bekannt unter ihrem Pseudonym Andrea Brunnen) am 4. November 2013 im Alter von 90 Jahren verstorben ist. Der Studienkreis, dessen sehr aktives Mitglied sie seit Jahrzehnten war, hat ihr viel zu verdanken. Sie erwarb sich einen Ruf als „Aktivistin der Rundfunkforschung“, weil sie beispielsweise Nachwuchswissenschaftler beriet und auch ihr persönliches Kellerarchiv für sie öffnete. Als Motor, Chefredakteurin, dann Herausgeberin und Verlegerin des Fachdienstes „Fernseh-Informationen“ begleitete sie bis 1998 die Aktivitäten des Studienkreises und kümmerte sich kurz nach der „Wende“ auch um die neuen Entwicklungen im Rundfunk- und Ausbildungsbereich in Ostdeutschland. Der Studienkreis ist ihr sehr dankbar und wird ihr in seinen Gedanken verbunden bleiben.

Margarete Keilacker im Auftrag des Vorstands

Zwei langjährige Studienkreis-Mitglieder erinnern sich:

„Ich lernte Frau Wagenführ im Rahmen der Recherchen zu meiner Dissertation kennen, während derer ich die Familie in Gauting besuchte. Sie hat die Doktorandenkolloquien seit den frühen 1980er Jahren bis in die 2000er mit ihrem Sachverstand und ihrer Geradlinigkeit belebt und befruchtet, anfangs noch gemeinsam mit ihrem Mann, Kurt Wagenführ. Typisch war dabei ihre Lakonie, gepaart mit der Sicherheit, den – schwachen oder starken – Punkt des Themas, des/der Kandidat/in zu treffen. Das resultierte aus einer Kombination ihrer medienhistorisch und medienpolitisch umfassenden Informiert- und Gebildetheit und ihrer jahrzehntelangen journalistischen Praxis. Ich habe sie noch selbst als Doktorand, dann als (Mit-)Verantwortlicher für das Kolloquium und schließlich als Studienkreis-Vorsitzender erlebt, außerdem von 1979 bis 1992 als Organisator des „Offenen Mittwoch“ an der HFF in München.“

Rüdiger Steinmetz, Leipzig

„Nachdem ich das Ehepaar Wagenführ auf den Jahrestagungen des Studienkreises seit 1979 als neu Hinzugekommener nur von ferne wahrgenommen hatte, lernte ich Ursula Wagenführ erst einige Zeit nach dem Tode ihres Mannes (1983) näher kennen. Wir verstanden uns bald gut, ich schätzte die nüchterne wie gradlinige Analyse ihrer mir inzwischen vertraut gewordenen Artikel und Berichte in den „Fernsehinformationen“, die ebenso ihre Beiträge und Wortmeldungen auf den Tagungen und vor allem in den Arbeitsgruppen auf den Grünberger, Baden-Badener und last but not least den Wittenberger Kolloquien prägte.

Manche wissenschaftliche Wolkenkuckucksheime holte sie entweder aus dem eigenen Miterleben der jüngeren Rundfunkgeschichte oder aus intimer Kenntnis der Zustände und Abläufe in den Anstalten auf den Boden der Realität herunter. Als ich als Schrift- und quasi Geschäftsführer des Vereins und dann als zeitweiliger Vorsitzender relativ viel Verantwortung für den Fortgang der Dinge zu übernehmen hatte, gab sie mir manchen guten Rat und ermutigte mich, eingeschlagene Wege weiter zu gehen. Später am Abend beim Bier oder Wein kamen wir dann auch über Privates und Familiäres ins Gespräch. Einmal schwärmte sie von Kapstadt und Südafrika, wo sie wohl häufiger gewesen war. Ich müsse unbedingt einmal dorthin, meinte sie, das sei die schönste Stadt der Welt. Durch familiäre Kontakte beflügelt habe ich auch diesen Rat befolgt und es nicht bereut, dort gewesen zu sein, auch wenn ich die Bewertung nicht ganz teilte.“

Edgar Lersch, Ehrenvorsitzender des Studienkreises, Tübingen

Kommentar hinterlassen