Heft 1–2/2023

Beiträge

Solveig Ottmann & Kiron Patka
Wer bezahlt fürs Radio? Finanzierung, Hürden, Ausweichstrategien

Hans J. Wulff
Emblematik / Aufklärung / Musik: Eine Notiz aus „Unser Land“ aus der ARD-Reihe Schwarz–Rot–Gold (1982)

Christoph Rosentahl
Zurück in die Zukunft. Ein aktueller Blick in die Gründungsdokumente der ARD

Abstract

Die Modernisierung des Medienstaatsvertrags, die Bewältigung der RBB-Krise und die fortschreitende digitale Transformation: Die ARD hat derzeit viele Anlässe, sich mit ihren Grundstrukturen zu beschäftigen und daraus Entwicklungsmöglichkeiten abzuleiten. Entsprechend der Devise von Odo Marquard „Zukunft braucht Herkunft“ soll der Blick in die Archive diese Reformdiskussion unterstützen. Die Gründungsdokumente ab 1949 hat in den 1960er-Jahren Rainulf Schmücker zusammengetragen, ein späteres Ehrenmitglied des Studienkreises Rundfunk und Geschichte. Diese sog. ARD-Registratur, die mittlerweile im Deutschen Rundfunkarchiv liegt, wird im vorliegenden Betrag befragt zu grundsätzlichen Strukturfragen des Rundfunkmanagements im Föderalismus, die gegenwärtig innerhalb und außerhalb der Funkhäuser diskutiert werden. Dabei werden ARD-Sitzungen, wechselnder Vorsitz, ständige Fachkommissionen und Federführungen näher beleuchtet. Die Konzepte von Hans Bredow, Adolf Grimme, Rudolf von Scholtz und weiteren Persönlichkeiten der Gründungsgeschichte erweisen dabei eine hohe Resilienz und Anwendungsfähigkeit bis heute.


The modernization of the State Media Treaty, a compliance scandal at Berlin-Brandenburg’s public broadcasting corporation and the ongoing digital transformation: Germany’s public broadcast network ARD currently has many occasions to look at its basic structures and derive development opportunities from them. In line with Odo Marquard’s motto „Zukunft braucht Herkunft,“ a look at the archives is intended to support the discussion about future perspectives. ARD’s founding documents from 1949 onward were compiled in the 1960s by Rainulf Schmücker, a later honorary member of the Studienkreis Rundfunk und Geschichte. This so-called “ARD registry”, which is now in the German Broadcasting Archives DRA, is questioned in this article about fundamental structural questions of broadcasting management in federalism, which are currently being discussed inside and outside the broadcasting corporations. The concepts of Hans Bredow, Adolf Grimme, Rudolf von Scholtz and other personalities of the founding history show a high resilience and applicability until today.


Aus den Archiven

Susanne Hennings
Die Programmpresse des Rundfunks bis 1941. Eine Übersicht der im Deutschen Rundfunkarchiv archivierten Titel

Gespräch

„Rundfunk = Propaganda = erforscht“? Was wir von den Fällen Holzamer und Abich für die Rundfunkgeschichtsschreibung lernen können.
Ein Gespräch mit Birgit Bernard und Christoph Classen

Forum

Veit Scheller
ZDF ermöglicht Quantensprung. Erstmals Archivmetadaten über adlr.link zugänglich

Wolfgang Mathis
Tagungsbericht: „Der Unterhaltungsrundfunk in Deutschland“. Rundfunk-Symposium im Museum Eberswalde am 21. April 2023

Gerlinde Frey-Vor
Tagungsbericht. „Gemeinwohl durch Vielfalt in den Medien“. Bericht über die zweite Europäische Public- Value-Konferenz vom 05. bis 06. Oktober 2022 in Leipzig

Dissertationsprojekte

Julia Faulhaber
Wiedervereinigung im Rundfunk: Gesellschaftsbild und nationale Identität im SFB und ORB nach 1990

Abstract

Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit den im öffentlich-rechtlichen Hörfunk vermittelten nationalen Zugehörigkeitsvorstellungen in den ersten eineinhalb Dekaden nach der Wiedervereinigung. Es konzentriert sich dabei vornehmlich auf die mediale Kooperation der Rundfunkanstalten Sender Freies Berlin und Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg sowie deren weitere Entwicklung nach der Fusion zum Rundfunk Berlin-Brandenburg. Als für den bundesweiten Transformationsprozess beispielhafte Region sollte Berlin-Brandenburg durch gemeinsame Programme der beiden Rundfunkanstalten in ihrem Zusammenwachsen gefördert werden. Mit einem Ansatz der neueren Ideengeschichte will das Projekt klären, wie den Hörer*innen in diesem Kontext ein Verständnis eines nationalen Kollektivs vermittelt wurde. Ausgehend von der fortwährenden Abwertung von Ostdeutschen und Migrant*innen im öffentlichen Diskurs in Deutschland, konzentriert sich das Projekt auf diese Kollektive und befasst sich mit nationaler Identität aus dem Blickwinkel der Exklusion. Es fragt nach der Durchsetzung spezifischer Zugehörigkeitsvorstellungen auf redaktioneller Ebene und dem Wandel des Gesellschaftsbilds im Untersuchungszeitraum. Ziel ist es, die durch die Medien erfolgte Interpretation der Wirklichkeit und die Narrative, die dem nationalen Selbstbild im Untersuchungszeitraum zugrunde lagen, zu historisieren. Als Quellengrundlage dienen vorrangig archivierte Hörfunkbeiträge, die durch Oral History-Interviews mit Redakteur*innen ergänzt werden.


The dissertation project examines national notions of identity and belonging in public service radio in post-unification Germany. It focuses on the radio broadcasting cooperation between the public service broadcasters Sender Freies Berlin and Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg, as well as on Rundfunk Berlin-Brandenburg after their consolidation. The radio stations that were established in this context were supposed to advance the integration of the Berlin-Brandenburg region ­– an area that served as a focal point regarding the impacts of reunification. As national identity in Germany is still characterized by the exclusion of East Germans and migrants, the research centers on these collectives that, as studies have shown, both face structural disadvantages up until today. Using the approach of modern intellectual history, the dissertation project aims to explore which national notions of belonging prevailed in the editorial context in post-unification Germany and were conveyed to the listeners of public radio broadcasting. The goal is to historicize the media’s interpretation of reality and the ideas behind an imagined unified nation that were taken as given at that time. The project also seeks to explore how these notions of belonging changed over the course of approximately 15 years after reunification. The study relies on archived radio features as source material as well as on interviews based on the approach of oral history.


Rezensionen

Georg Fischer, Stephan Klingner und Malte Zill (Hg.)
Monopole im medienindustriellen Komplex? Verwertungsgesellschaften gestern, heute, morgen
Uwe Bräuner

Hermann Rotermund
Nach dem Rundfunk. Die Transformation eines Massenmediums zum Online-Medium
Christoph Rosenthal

Mitteilungen aus dem Studienkreis

Call for Papers
Medienhistorisches Forum 2023: 10. / 11. November 2023, Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften, Potsdam

Einladung und Call for Papers
Basteln, Senden, Mitschneiden, Streamen – 100 Jahre Rundfunk im Do-it-yourself-Betrieb

Meldung
Angar Diller verstorben