Call for Papers: RuG-Jahrestagung 2020 in Marl

Fernsehen und Bildung – ein Missverständnis?

Geschichte und Zukunft von Bildungsmedien und Medienbildung

50. Jahrestagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte
in Kooperation mit dem Grimme-Institut Marl, 4.–5. Juni 2020

Nach 26 Jahren freuen wir uns, wieder zu Gast im Grimme-Institut zu sein und mit unserer 50. Jahrestagung auf ein Thema zu schauen, das in der Luft liegt: auf das Verhältnis von Medien und Bildung. Der Titel „Fernsehen und Bildung“ ist eine Hommage an den Tagungsort und dessen Bedeutung, soll aber auch zu erweiterten Reflexionen über Bildungsdiskurse in der audiovisuellen Kultur, früher und heute, anregen. Wir fragen nach der Geschichte und Zukunft von Bildungsmedien, nach Formaten, Infrastrukturen und Angeboten, nach historischen Erfolgsmodellen und Irrwegen. Uns interessiert, wie digitale Plattformen in Produktion und Distribution die Konzepte von Bildung und Geschichte verändern. Kann die praktische und programmatische Erfahrung und das Selbstverständnis traditioneller Bildungsinstitutionen in neuen technischen Umgebungen bestehen?  Welche Funktion kommt Archiven und audiovisuellem Erbe in digitalen Zeiten zu? Der Rundfunkbegriff bleibt dabei ein Bezugspunkt, um institutionelle und organisatorische Ziele von Bildung und Medienbildung zu beleuchten.

Bezeichnenderweise wurde die technisch-institutionelle Einführung neuer (Programm-)Medien immer wieder mit Bildungsprogrammen begründet: Nach dem ersten Weltkrieg versprach Hans Bredow bei Einführung des Rundfunks die „geistige Not“ der Deutschen durch „drahtlose Belehrung und Unterhaltung“ zu lindern und die Kluft zwischen gesellschaftlichen Gruppen und den Völkern zu schließen. Nach 1945 entstanden öffentlich-rechtliches Radio und Fernsehen als demokratisches Gegengewicht zu den unter der Nazi-Herrschaft diskreditierten, staatlichen Bildungseinrichtungen. Nicht nur medienvermittelte Bildung, sondern Medienbildung rückte eine Generation später ins Blickfeld, als der Volkshochschulverband im Jahr 1973 das Grimme-Institut gründete und damit Medien und medienpolitische Fragen zum Gegenstand der Erwachsenenbildung machte. Qualitativ hochwertige (=bildende?) Programme, Sendungen und Formate werden in Marl schon seit 1964 mit Grimme-Preisen prämiert. Die Tagung soll auch hierzu Hintergrundwissen und Diskussionsstoff bieten. Die Debatten zu Medien und Bildung sind in vollem Gange. Daher sind wir an Zuspitzungen interessiert, aber auch an neuen Versuchen. Richtwert sind 20minütige Vorträge mit anschließender Diskussion. Wir laden Wissenschaftler*innen und Expert*innen aus Geisteswissenschaften, empirischer Forschung, Rundfunkanstalten, Archiven, Bereichen der Medienbildung usw. ein, sich zu beteiligen.

Die Beiträge sollten eine historische Dimension aufweisen und können zu folgenden Aspekten eingereicht werden (Beispiele):

  • Bildende Programme als Public Value im Fernsehen
  • Programm- und Institutionengeschichte des Schulfunks, der III. Programme, Telekolleg etc.
  • Vermittlung von Geschichtsbewusstsein
  • Potenziale des audiovisuellen Erbes in Bildung/Medienbildung
  • Gesellschaftlicher Nutzen des Wissens um (historische) Medienpraxis
  • Absichtliche und unabsichtliche Bildungserfahrungen / Bildungsprogramme vs. Mediengebrauch
  • Bisher unbeleuchtete/unbeachtete Bestände/Quellen zu bildungspolitischen Debatten in Ost und West
  • Medialität und Medienwandel und ihre Auswirkungen auf Bildung
  • Digitalisierung und Wissensvermittlung / Verhältnis zwischen Information, Wissen und Bildung
  • Bildungsauftrag des Rundfunks als Zukunftsperspektive
  • Subtile Formen der Wissensvermittlung in heutigen Fernsehangeboten
  • Kommerzielles Fernsehen und Bildung
  • Streamingdienste und andere audiovisuelle Netzangebote im Bildungskontext
  • Transformation von medialen Bildungsangeboten

Deadline für die Einreichung: 6.4.2020

Einreichungen zu den genannten Fragestellungen richten Sie bitte an Dr. Judith Kretzschmar, Studienkreis Rundfunk und Geschichte, jkretz@uni-leipzig.de.

Eingereichte Abstracts sollten maximal 3.000 Zeichen umfassen (exklusive etwaiges Literatur- oder Quellenverzeichnis). Die Veranstalter*innen entscheiden über die Annahme in einem Review-Verfahren. Rückmeldungen sind bis zum 30.4.2020 zu erwarten. Die Vorträge können auf Deutsch und Englisch gehalten werden; Konferenzsprache ist Deutsch.


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