»Medienumbrüche im Rundfunk seit 1950«
Tagung des Studienkreis Rundfunk und Geschichte e.V. in Kooperation
mit dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland, Leipzig 8.-9. Mai 2012
In den vergangenen zehn Jahren hat sich im Medienspektrum, bei den Verbreitungswegen, den Empfangsgeräten, den Medieninhalten sowie dem Umgang der Rezipienten mit den verschiedenen Rundfunkinhalten ein Wandel vollzogen, der von vielen als drastischer Umbruch verstanden wird. Radio und Fernsehen, im 20. Jahrhundert Leitmedien, müssen ihre Funktion, ihre ökonomische Grundlage und ihr Verhältnis zum Publikum in der digitalisierten Medienwelt neu definieren.
Aber ist das wirklich so grundsätzlich neu? Medienumbrüche hat es im Rundfunk immer wieder gegeben: Die Verbreitung des Fernsehens, die Einführung von Popwellen und anderen zielgruppenspezifischen Kanälen, die Einführung des privaten Rundfunks, des Kabel- und Satellitenfernsehens und des DAB sind nur einige Beispiele für ›historische‹ Umbrüche in der Welt des Rundfunks. Immer veränderten diese Umbrüche auch Nutzungsformen, ökonomische Modelle, journalistische Abläufe und letztlich auch das mediale Produkt.
Die Tagung beleuchtet anhand von Forschungsergebnissen und Berichten von Medienpraktikern die Medienumbrüche im Rundfunk als historische ›Stationen‹, um vor diesem Hintergrund auch die aktuellen Veränderungen besser verständlich zu machen.
Dienstag 8.5.2012 – 16:00-17:30 Uhr: Umbrüche, die die (Medien)Welt bewegten
Radio und Fernsehen müssen in der digitalen Welt ihr Verhältnis zum Publikum, ihre ökonomischen Grundlagen, Aufgaben und Funktionen neu definieren. Die Digitalisierung ist jedoch nur eine Etappe in einer Reihe von Entwicklungen, die seit Jahrzehnten immer wieder zu medialen Umbrüchen führen: Mit dem Aufstieg des Massenmediums Fernsehen, der Einführung des privaten Rundfunks oder dem gesellschaftspolitischen Umbau nach 1989 gingen teilweise drastische Veränderungen einher. Wissenschaftler, Medienstrategen, Journalisten und Technologen ergründen technische, gesellschaftliche und politische Ursachen, Konsequenzen und Kontinuitäten dieser Prozesse.
Impulsreferat:
Prof. Dr. Reinhold Viehoff, Universität Halle-Wittenberg
Panel:
* Prof. Udo Reiter, ehem. Intendant MDR
* Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring, ehem. Präsident der BLM München
* Dipl.-Ing. Peter von Bechen, Nachrichtentechniker/Technologe
* Prof. Heinz Glässgen, Vorsitzender der Historischen Kommission der ARD
Moderation: Christian Schurig, ehem. Direktor der MSA Halle
Mittwoch 9.5.2012 – Medienumbrüche im Rundfunk seit 1950
Drei Vortrag-Sessions und eine Keynote beleuchten Momente des Umbruchs in Geschichte und Gegenwart des Rundfunks. Forscher und Medienpraktiker stellen u.a. Prozesse der Zuschauerbeteiligung im sowjetischen TV des Kalten Krieges und im heutigen TV-Programm gegenüber. Transformationsprozesse bei amerikanischen Country-Music-Medien und bei jugendspezifischen Popwellen, Entwicklungen des Schulfunks und der Doku-Fiction, Impulse technischer Neuerungen wie der magnetischen Bildaufzeichnung und der Informationsgewinnung im Netz werden nach historischen Analogien und Unterschieden befragt.
Mittwoch 9.5. — 9:30 – 11:00 Uhr
Digitale vs. analoge Faktoren der Mediennutzung
Dr. Christa-Maria Ridder | Keynote: Mediennutzung im Wandel. Trends aus der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation |
Prof. Dr. Georg Mannsperger | Information at your Fingertips. Veränderungsprozesse des digitalen Zeitalters in Lexikonverlagen als Blueprint für die Informationsvermittlung im Rundfunk |
Michael Eble | Hast Du meinen Tweet gesehen? Kommunikationswissenschaftliche Perspektiven auf vernetzte Öffentlichkeiten an der Schnittstelle von Social Web und Fernsehen |
Moderation: Dr. Gerlinde Frey-Vor
Mittwoch 9.5. — 13:30 – 14:45 Uhr
Technologie, Format und Funktion im Wandel
Prof. Dr. Florian Mundhenke | Medienwandel des Fernsehens als Funktionswandel und Wahrnehmungswandel. Mediale Hybridisierung am Beispiel des Dokumentarischen |
Daniela Zetti | Maschinen und Medien. Zum Betrieb von Videorekordern hinter den Kulissen des Fernsehens 1956 1976 |
Melanie Fritscher | „Kein ›wildes Dauerhören‹ mehr!“ – Das Fernsehen als Chance für den Hörfunk oder als angsteinflößende Konkurrenz? |
Moderation: J.-Prof. Dr. Golo Föllmer
Mittwoch 9.5. — 15:15 – 17:00 Uhr
Politische Frakturen und mediale Transformationen
Dr. Dietmar Schiller | Country Music Radio revisited. “Grand Ole Opry”, “A Prairie Home Companion” und der Radiokrieg gegen die “Dixie Chicks” |
Dr. Heiner Stahl | Jugendradio DT 64. Medienumbrüche und Transformationen 1964 – 1988 – 1993 |
Anke Hagedorn | Zwischen Sender- und Sendungsbewußtsein. Zur Außen- und Selbstwahrnehmung der Deutschen Welle im Kontext des Kalten Krieges |
Dr. Kirsten Bönker | Eine Schöne Neue Welt? Fernsehkonsum und Zuschauerbeteiligung in der späten Sowjetunion |
Moderation: Dr. Uwe Breitenborn