Fachgruppe Musik im Radio

Die Fachgruppe Musik im Radio will in der Auseinandersetzung mit dem Gegenstand Fachkompetenzen bündeln und wissenschaftliche Kooperationen mit einschlägigen Institutionen befördern.

Ansprechpartner: Thomas Wilke

Schaltet man heutzutage zwischen beliebigen Popwellen hin und her, wird einem über die gängigen Slogans nahezu schmerzhaft oft das Beste der 70er, der 80er, der 90er bis heute angeboten, sei es nun »Hit für Hit ein Hit« oder gern auch wieder »Hits ohne Wiederholung« und weiteren Varianten. Musik dient der Unterhaltung, der Orientierung, der Identifikation, der Erinnerung oder auch der Kontextualisierung. Das lässt sich nicht nur für Popwellen, sondern auch für das Kulturradios oder Nischenradios und allen anderen möglichen Differenzierungen auf der Ebene der Senderklassifikation feststellen. Mit Musik kann Radio überraschen, da eine bestimmte Musikauswahl zwar erwartbar ist, diese jedoch im Detail und im situativen Kontext unerwartbar. Das macht eine der Stärken des Radios aus und begründet die Relevanz der redaktionellen/algorithmenbasierten Musikauswahl.

Dabei scheint die Auswahl der gesendeten Musik im Vergleich zum bestehenden Angebot gerade in Popwellen vergleichsweise gering und ist tendenziell auf eine Normierung angelegt, die sich an Kriterien eines historischen „Best of“ oder Hitparaden orientiert. Redaktionell aufbereitete Vielfalt scheint eine Nische der Kulturwellen zu sein, ebenso wie die in der Verbindung von Moderator und Musik aufkeimende Leidenschaft stärker in Nichtkommerziellen Lokalradios und ähnlichem zu finden ist.

Trotz der großen Präsenz von Musik im Radio, fällt es auf, dass sich die wissenschaftliche Beschäftigung zur Musik im Radio neben sendereigener Hörerforschung zur Planung von Musikprogrammen in engen Grenzen hält. So lässt sich das Themenfeld beispielsweise historisch umreißen (Drechsler 1988), ebenso mit Blick auf divergierenden Musikgenres und ihrer Spezifika, dem Umgang mit der für den Sender reklamierten Musik durch Moderation, Kontextualisierung, Archivierung. Im Weiteren liesse sich der seit langem diskutierte Einsatz deutscher Musik im Radio thematisieren oder formatabhängige Fragestellungen formulieren. In einem weiteren Zusammenhang steht schließlich auch die Veränderung des Radios durch die Digitalisierung. Das betrifft beispielsweise das von Sendern strategisch angelegte Kommunizieren über Musik in Sozialen Netzwerken.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Fachgruppe Musik im Radio folgende Ziele:

  • Bündelung wissenschaftlicher und praktischer Fachkompetenzen
  • Verzeichnis relevanter Ressourcen (Schriften, Skripte, Audio etc.)
  • Kooperation mit thematisch einschlägigen dt. Institutionen (DRA, ARD-Anstalten, Hans-Bredow-Institut etc.)

Mittelfristig soll die Fachgruppe eine Plattform sein für:

    • Unterstützung von Antragstellungen für Forschungsprojekte zum Radiofeature
    • Zugänglichmachung von Archivbeständen zu Forschungszwecken (Hörarchiv, Skriptarchiv)
    • Tagungen und Publikationen im Kontext des Studienkreises und darüber hinaus

 

Interessenten und Mitstreiter sind herzlich eingeladen, Kontakt aufzunehmen.

Bibliographie (Auswahl)

Drechsler, Nanny (1988): Die Funktion der Musik im deutschen Rundfunk 1933-1945. Pfaffenweiler

Föllmer, Golo (2013): Theoretisch-methodische Annäherungen an die Ästhetik des Radios. Qualitative Merkmale von Wellenidentitäten.

Gushurst, Wolfgang (2000): Popmusik im Radio. Musik-Programmgestaltung und Analysen des Tagesprogramms der deutschen Servicewellen 1975-1995. Baden-Baden

Hagen, Wolfgang (2005): Das Radio. Zur Geschichte und Theorie des Hörfunks – Deutschland/USA. München

Lüthje, Corinna (2007): Medium der Musik im Wandel: Klassik Radio. In: Medien & Kommunikationswissenschaft, 55 (Sonderheft „Musik und Medien“), S. 78-91

Münch, Thomas (1994): Musikgestaltung für massenattraktive Hörfunkprogramme – Zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit. In: Rundfunk und Geschichte. Mitteilungen des Studienkreises, 20 (2/3). 1994. 99-106

Oemichen, Ekkehardt (2001). Aufmerksamkeit und Zuwendung beim Radio hören. In: Media Perspektiven. 2001. Heft 03. S. 133-141.

Schramm, H. & Knoll, J. (2012): Wandel der Musikprogrammierung im Radio? Stand und Stellenwert der Musikforschung bei deutschen Radiosendern 2011. Medien & Kommunikationswissenschaft, 60, 561-576.

Schramm, Holger (Hrsg.) (2008): Musik im Radio. Wiesbaden.

Schramm, Holger (2005): Mood-Management durch Musik. Die alltägliche Nutzung von Musik zur Regulierung von Stimmungen. Köln.

Schramm, Holger/Petersen, Sven/Rütter, Karoline/Vorderer, Peter: Wie kommt die Musik ins Radio? Stand und Stellenwert der Musikforschung bei deutschen Radiosendern. In: Medien- und Kommunikationswissenschaft, 50 (2). 2002. 227-246

Ungeheuer, Elena 2008. Ist Klang das Medium von Musik? Zur Medialität und Unmit-telbarkeit von Klang in Musik. In: Schulze, Holger. (Hrsg.). Sound Studies: Traditionen – Methoden – Desiderate. Eine Einführung. Bielefeld.

Wilke, Thomas (2015): Die Ausweitung des Radioraums mit anderen Mitteln? Radioauftritte in Sozialen Netzwerken. In: MedienJournal. Zeitschrift für Medien- und Kommunikationsforschung. 39. Jg. 2/2015. Hrsg.: Österreichische Gesellschaft für Kommunikationswissenschaft. S. 19-33.

Wolling, Jens/Füting, Angelika: Musik im Radio zwischen Mainstream und Profil. In: Medien & Kommunikationswissenschaft, 55 (Sonderheft „Musik und Medien“). 2007. 62-77

Gründungsbericht der Fachgruppe