Heft 3–4/2020

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Beiträge

Fabian Sickenberger
Ist das noch Doku?
Eine filmanalytische Betrachtung der DokuDramen Raymond Leys

Abstract
Raymond Ley ist gegenwärtig der produktivste Autor des deutschen DokuDramas. Die medienwissenschaftliche Forschung hat sich allerdings bislang nicht mit ihm befasst. Die vorliegende Arbeit ordnet das dokudramatische Gesamtwerk Leys ein und unterzieht es einer umfassenden quantitativen Inhaltsanalyse. Untersucht werden die Anteile dokumentarischen und inszenierten Materials, die Musikanteile und die Schnittfrequenz seiner Filme. Anschließend wird betrachtet, inwiefern er die genretypische Methodik gegenüber dem Publikum offenlegt. Die Studie zeigt, dass Leys Handschrift sich immer stärker dem fiktionalisierenden DokuDrama zuwendet: Dokumentarisches Material verliert an Gewicht und Raum, während die Reenactment-Anteile in seinen Produktionen enorm zunehmen; derweil verlieren seine Filme an Experimentierfreude und kreativem Umgang mit verschiedenen Materialien und Quellen. Hinzu kommt eine deutliche Dynamisierung im Sinne immer kürzerer Einstellungslängen sowie eher der Spielfilmästhetik zuzuordnender Umfänge extradiegetischer Musik. Dem Publikum gegenüber macht er die inszenierten Elemente seiner Filme kaum transparent. Die Analyse der Filme Raymond Leys zeigt: Das deutsche DokuDrama vernachlässigt zunehmend das Dokumentarische – und hat die Genrebezeichnung, die für Geschichtsverständnis und journalistische Glaubwürdigkeit steht, bisweilen nicht mehr verdient.

Today Raymond Ley is to be regarded the most productive author of German DocuDrama. However, to date media research has not yet dealt with his oeuvre. This text classifies Ley’s docudramatic work in the course of a comprehensive quantitative content analysis. In this study, the proportions of documentary material and reenactments, extradiegetic music, and the cutting frequency are examined. In addition, a closer look is taken at to what extent his films reveal the genre-characteristic techniques to the audience. Results show that Ley’s style is increasingly turning towards a fictionalized form of DocuDrama: Documentary material loses importance, while reenactment shares increase enormously; meanwhile, his films’ installations lose their enthusiasm for experimenting with different materials and sources. In addition, there is an evident dynamization given that shot lengths decrease over time, and massive shares of extradiegetic music remind more of fictional than documentary films. In many of his films, he neglects to make the staged elements transparent to the audience. The analysis of Raymond Ley’s DocuDramas shows that the genre increasingly abandons documentary material, which leads to the conclusion that some of his productions don’t deserve the designation “DocuDrama” – a genre that stands for a proper understanding of history and journalistic credibility. Ley’s younger films don’t meet these defaults anymore.

Karin Pfundstein
Das Rundfunkschaffen von Josef Pelz von Felinau. Ein Nachlass am Deutschen Rundfunkarchiv
Funkdramatik und anekdotisches Erzählen vor dem „akustischen Mikroskop“

Abstract
Anhand der Rundfunkproduktionen Josef Pelz von Felinaus (1895–1978), die als Nachlass am Deutschen Rundfunkarchiv vorliegen, werden die Schaffensperioden des Rundfunkautors, -sprechers und –produzenten durch exemplarische Werke skizziert: Die Zeit der Weimarer Republik, in der das erste Hörspiel der Funk-Stunde Berlin, „Sensationen“, im Jahr 1925 unter Mitwirkung von Felinau entstand. Die Zeit des Nationalsozialismus, in der über 30 funkdramatische Produktionen mit und von Josef Pelz von Felinau nachgewiesen werden können, darunter die 1940 und 1941 entstandene und von ihm verfasste propagandistische Hörspielreihe „Volkwerdung der Afrikaner“. Nach 1945 ist das erste Hörspiel im Nachkriegsdeutschland, „Hypnose“, das am 05. Juli 1945 im Berliner Rundfunk ausgestrahlt wurde, ein bedeutender Markstein der Rundfunkgeschichte aus der Werkstatt Felinau. Daneben werden die Rundfunkreihen „Das Raritätenkabinett des Herrn Pelz von Felinau“ (1963–1968) und „Anekdoten nach Noten“ (1964 – mindestens 1976), die auf der Deutschen Welle liefen, betrachtet und Tendenzen der Vergangenheitsverklärung und Modernekritik festgestellt. Das Erzählen in Anekdoten und das damit einhergehende Verschwimmen zwischen Wahrheit und Fiktion, das narrative Spiel mit der Wahrhaftigkeit und die Ambivalenz dieser Wahrheitsdiskurse bilden dabei eine Konstante im Werk des Autors.

Based on the radio productions of Josef Pelz von Felinau (1895–1978), which are held as an estate stock at the German Broadcasting Archive (Deutsches Rundfunkarchiv), the creative periods of the broadcast author, speaker and producer are sketched by exemplary works: During the period of the Weimar Republic, the first radio play of Funk-Stunde Berlin, “Sensationen” (“Sensations”), was produced in 1925 under participation of Felinau. During the period of the National Socialism, more than 30 radio-dramatic pieces both under participation of and written by Felinau can be proved. Among these is a propagandistic radio series “Volkwerdung der Afrikaner” (“National incarnation of the Africans”) from 1940 and 1941, which was written by Felinau. After 1945, the first radio play of post-war Germany, “Hypnose” (“Hypnosis”) was broadcast on July 5th, 1945 – an important landmark in history of broadcasting from the workshop Felinau. Moreover, the radio series “Das Raritätenkabinett des Herrn Pelz von Felinau” (1963-1968) (“The rarities cabinet of Mr. Pelz von Felinau”) and “Anekdoten nach Noten” (1964 – at least 1976) (“Anecdotes on musical notes”) are on closer examination. Tendences of transfiguration of the past and modernism criticism are detected. Anecdotal stories and the consequently blurring of facts and fiction, the narrative game with veracity and the ambiguity of discourses of truth form a constant in the author’s work.

Melanie Mika
Kooperation und Konkurrenz
Veränderungen der Mediengestalter*innen-Ausbildung als Wettbewerb zwischen Sendeanstalten und Privatwirtschaft

Abstract
Dieser Beitrag analysiert Veränderungen der Ausbildung zurm Mediengestalterin Bild und Ton in den letzten 25 Jahren. Mediengestalter*in ist die grundlegende medientechnische Ausbildung in Deutschland: ein Allrounder-Beruf, der Kamera, Ton, Aufnahme und Nachbearbeitung umfasst. Sie ist daher auch die Standardqualifikation des technischen Nachwuchses in den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten.
Was sämtliche Veränderungen der technischen Rundfunkausbildungen seit den 1970er Jahren prägt, ist das Ringen von zwei Gruppen um eine gemeinsame Linie im Ausbildungsplan – den großen Sendeanstalten und den kleinen privatwirtschaftlichen Betrieben, die oft nur aus wenigen Personen bestehen. Der grundlegende Konflikt besteht darin, dass Sendeanstalten Interesse an breit ausgebildetem Personal haben; sie haben viele Gewerke und wollen ihr Personal flexibel einsetzen. Kleine Betriebe hingegen sind auf wenige Tätigkeitsfelder spezialisiert und wollen genau für diesen Bereich ausbilden.
Nachdem der Mediengestalter*innen-Beruf in den 1990er Jahren explizit auf die Bedürfnisse des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zugeschnitten wurde, bevorzugt die Überarbeitung der Ausbildungsstruktur 2020 eindeutig kleinere Betriebe. Diese Veränderung kann als symptomatisch für den Wandel der Medienproduktion verstanden werden, wie dieser Artikel zeigt.

This article analyzes changes in the training of audiovisual media designers (Mediengestalterin Bild und Ton) over the last 25 years. Mediengestalterin is the basic training in media technology in Germany: an all-round profession that includes camera, sound, recording and post-production. It is therefore also the standard qualification for young technical professionals in public broadcasting corporations.
What characterizes all the changes in technical broadcasting training since the 1970s is the struggle between two groups to find a common line in the curriculum – the large broadcasting corporations and the small private companies, which often consist of only a few people. The primary conflict is that broadcasters are interested in having broadly trained personnel; they have many trades and want to deploy their staff flexibly. Small companies, on the other hand, are specialized in a few fields of activity and want to train precisely for their own area.
After the media designer profession was explicitly tailored to the needs of public broadcasting in the 1990s, the revision of the training structure in 2020 clearly favors smaller companies. This change can be understood as symptomatic of the transformation of media production, as this article shows.

Andre Dechert
A Forgotten Profession: Producer Representatives

Rundfunkhistorisches Gespräch

Elfriede Walendy
„Alle haben mir vertraut.“ Der Aufbau des privatrechtlichen Rundfunks in Bayern
Rundfunkhistorisches Gespräch mit Wolf-Dieter Ring

Folgen der Disruption. Worauf wir uns einstellen

Stephan Summers
Promotion zur Pandemiezeit

Kiron Patka
Lehre als Rundfunk

Christoph Rosenthal
Senden trotz abrupter Entschleunigung

» Die drei Beitrage zu „Folgen der Disruption“ online

Forum

Bettina Hasselbring
Neuere Oral-History-Projekte in der ARD

Henning Persian
Workshop: „Archive, Daten, Netzwerke. Methoden zur Erforschung historischer Produktionskulturen.“

Kai Knörr
ON AIR. Neue Ausstellung zu 100 Jahren Radio im Museum für Kommunikation Berlin eröffnet

Dissertationsprojekte

Valentine Aldebert
Der Europäische Post- und Fernmeldeverein
Ein Blick auf die europäische Zusammenarbeit während des Zweiten Weltkrieges im Bereich der Telekommunikation

Abstract
Der 1942 gegründete Europäische Post- und Fernmeldeverein war das Ergebnis einer deutsch-italienischen Initiative und führte viele Mitglieder der europäischen Post- und Telekommunikationsverwaltungen zusammen. Vorbilder waren die großen internationalen wissenschaftlichen Kongresse der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und offizielle Organisationen wie die Internationale Fernmeldeunion (1865) und der Weltpostverein (1874). Der Europäische Post- und Fernmeldeverein unterscheidet sich von früheren Initiativen in seiner europäischen Dimension und in seiner Entstehung und Existenz während des Weltkonflikts von 1939 bis 1945, einer Zeit, die für die technische Zusammenarbeit zunächst ungünstig erscheinen mag.
Die Eröffnungskonferenz des Vereins fand im Oktober 1942 in Wien statt und sollte möglichst viele europäische Post- und Telekommunikationsverwaltungen zusammenbringen, allerdings wurde Frankreich vom Deutschen Reich ausgeschlossen. Die Arbeit der Union wurde schließlich 1944 aufgrund der Kriegsgefahren allmählich eingestellt.
Das Projekt geht von der These aus, dass der Europäische Post- und Fernmeldeverein einerseits integraler Bestandteil der langfristigen Entwicklung der technischen Zusammenarbeit und andererseits Bestandteil der Diskussionen über politische Konzeptionen von Europa war. Er spiegelt den langfristigen Wandel der zwischenstaatlichen Beziehungen in Europa wider, da gemeinsame Entscheidungsverfahren eingeführt, gemeinsame Tarife definiert, grenzüberschreitende Telefonleitungen eingerichtet und Diskussionen über die Standardisierung von Funksystemen geführt wurden.

The European Postal and Telecommunications Union, founded in 1942, was the result of a German-Italian initiative and brought together many members of the European postal and telecommunications administrations. This foundation is in line with the major international scientific congresses of the late 1800s and official organisations such as the International Telecommunication Union (1865) and the Universal Postal Union (1874). The European Postal and Telecommunications Union differs from earlier initiatives in its European dimension and in its creation and existence during the world conflict of 1939-1945, a period which may initially seem unfavourable for technical cooperation.
The inaugural conference of the Union took place in Vienna in October 1942 and was intended to bring together as many European postal and telecommunications administrations as possible, but France was excluded by the German Reich. However, the Union’s work was gradually suspended in 1944 because of the threat of war.
The project is based on the thesis that the European Postal and Telecommunications Union was, on the one hand, an integral part of the long-term development of technical cooperation and, on the other hand, an integral part of the discussions on political conceptions of Europe. It reflects the long-term changes in intergovernmental relations in Europe, as common decision-making procedures were introduced, common tariffs were defined, cross-border telephone lines were established and discussions on the standardisation of radio systems were held.

Philipp Henning
Orient, Islam und Muslime in der Propaganda NS-Deutschlands und Italiens
Koloniales Denken, Antisemitismus und Instrumentalisierung von Südosteuropa bis in den Nahen Osten im Vergleich (1934–1967)

Abstract
Das Promotionsvorhaben soll den Blick erweitern auf die über die Grenzen Deutschlands und Europas hinausgehenden Auswirkungen der vom kolonialen Denken Europas beeinflussten totalitären Systeme des Faschismus und Nationalsozialismus. Neben dem Vergleich der Rundfunkpropaganda Deutschlands und Italiens auf Arabisch liegt das Erkenntnisinteresse auf der Erforschung des „Orient“-Bildes und der Pläne und Vorstellungen, die Italien und Deutschland mit dieser geografisch und kulturell definierten Region hatten. Im Zentrum der komparatistischen Betrachtung steht die Analyse der durch das antisemitische Weltbild und den nach Osten gerichteten Drang des Nationalsozialismus und das restaurative und imperiale Streben des italienischen Faschismus definierten Motivation für die Rundfunkpropaganda in den Orient. Wie stellte sich die deutsche, wie die italienische Variante des Orientalismus dar? Inwiefern zeigte sich kolonialistisches Denken in der Propaganda? War der Antisemitismus Ausdruck dieses Denkens? Abschließend soll eine Analyse der Verselbstständigungen des Gedankengutes der Propaganda in der Nachkriegszeit stattfinden und ein Beitrag zur vieldiskutierten Frage geliefert werden, inwieweit Islamismus und Antisemitismus in der nahöstlichen Welt durch die Propaganda der Achsenpartner bestärkt und gefördert wurden.

The doctoral project is intended to broaden the view beyond the borders of Germany and Europe and analyse the effects of the totalitarian systems of Fascism and National Socialism. In addition to comparing the broadcasting propaganda in Arabic of Germany and Italy, the research interest lies in researching the image of the “Orient” and the plans and ideas that Italy and Germany had with this geographically and culturally defined region.
At the center of the comparative view is the analysis of the motivation for broadcasting propaganda to the Orient, defined by the anti-Semitic world view and the eastward urge of National Socialism and the restorative and imperial striving of Italian Fascism. How did the German and Italian versions of Orientalism appear? To what extent was colonialism reflected in the propaganda? Was anti-Semitism an expression of this thinking? Finally, an analysis of the independence of the ideas of propaganda in the post-war period is intended to make a contribution to the heavily-debated question of the extent to which Islamism and anti-Semitism in the Middle East were encouraged and promoted by the propaganda of the Axis.

Simon Ottersbach
Epistemic Practices at Radio Free Europe
Production and Circulation of Cold War Knowledge (1950–1971)

Abstract
Das Dissertationsvorhaben beschäftigt sich in einer wissensgeschichtlich geleiteten Institutionengeschichte mit Radio Free Europe (RFE) als sozialwissenschaftlicher und Regionalforschungseinrichtung im Kalten Krieg (1950–1971). RFE ist weithin bekannt und historisch untersucht als ‚Stimme von Emigrantinnen und Emigranten‘ im Westen für Hörerinnen und Hörer im östlichen Europa. Dabei blieb jedoch bisher die wichtige epistemische Rolle von RFE außen vor, die in diesem Projekt erstmals beleuchtet wird. Basierend auf erst seit Kurzem zugänglichen Quellenmaterial verfolgt das Projekt eine Institutionengeschichte von RFEs eigener sozialwissenschaftlicher Forschungseinrichtung zum östlichen Europa. Diese sollte zuvorderst die eigenen Radiosendungen argumentativ mit bedarfsorientierter und grundlegender sozialwissenschaftlicher Forschung unterfüttern. Zudem öffnete RFE diese Forschung bewusst für externe Nutzerinnen und Nutzer. So zirkulierte sie in öffentlichen wie akademischen Kreisen im Westen und RFE nahm eine epistemische Mittlerposition zwischen den Blöcken ein: Im östlichen Europa erreichte die Forschung Rezipientinnen und Rezipienten via Radiowellen, in der westlichen Welt durch die Zirkulation in Research Reports oder Magazinen. Somit wurde RFE im Kalten Krieg zu einer der bedeutendsten regionalwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen mit Fokus auf das östliche Europa.

In an institutional history inspired by the history of knowledge, this dissertation project analyses Radio Free Europe (RFE) as a social scientific and area studies research institution in the Cold War (1950 –1971). RFE is widely known and historically analyzed as the “voices of émigrés” in the West for listeners in Eastern and Central Eastern Europe. In these studies, however, the crucial epistemic role of RFE remains unexplored. My project will be the first analysis of the epistemic dimension of RFE, based on recently released sources. RFE maintained its own social scientific research department on Eastern and Central Eastern Europe. Firstly, this department’s task was to corroborate RFE’s own radio programs with need-oriented and basic social scientific research. Secondly, RFE deliberately made it accessible so that this research also circulated in western public as well as academic discourses. RFE became an epistemic mediator between the two blocs: In Eastern and Central Eastern Europe, RFE’s research reached the recipients via airwaves, and in the western world via RFE’s own Research Reports or magazines. Hence, RFE became one of the most important area studies research institutions with a focus on Eastern and Central Eastern Europe in the Cold War.

Katharina Schmidt
Der Mythos vom „Wundermann“ Ludwig Erhard
Macht und Ohnmacht politischer Öffentlichkeitsarbeit

Abstract
Ludwig Erhard, der erste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik, ist bis heute – plakativ Zigarre rauchend und wohlstandsgenährt-rundlich – als „Vater des Wirtschaftswunders“ fest im kollektiven Gedächtnis der Bundesrepublik Deutschland verankert. Getragen von einem enormen Vertrauen in seine Person und bejubelt von weiten Teilen der westdeutschen Bevölkerung, löste er im Jahr 1963 Konrad Adenauer im Kanzleramt ab. Nach drei Jahren im Amt war das „Wundermann“-Image allerdings bereits verblasst, waren die hohen Zustimmungsraten in seine Person – seine „Hausmacht“ – rapide gesunken. Das Forschungsprojekt widmet sich der politischen Biografie Erhards und geht der Frage nach, welche Macht beziehungsweise welche Ohnmacht politische Öffentlichkeitsarbeit im Hinblick auf den Erwerb, den Erhalt und den Verlust von Vertrauen in den Politiker Erhard besaß? Das Dissertationsvorhaben stützt sich vor allem auf Dokumente des Bundesarchivs, des Archivs der Ludwig-Erhard-Stiftung sowie auf Zeitzeugeninterviews. Im Mittelpunkt stehen die Inhalte, die Vermittlungsmethoden und die Strukturen der politischen Öffentlichkeitsarbeit in den Jahren 1949-1966. Das Dissertationsvorhaben ist eingebettet in das Projekt „Die Medienbiografien der Kanzler und der Kanzlerin“ geleitet von Benjamin Krämer (LMU München) und Thomas Birkner (WWU Münster).

Ludwig Erhard–the first Minister of Economics of the Federal Republic of Germany–is still firmly anchored in the collective memory of the Federal Republic of Germany as the “Father of the Economic Miracle”–strikingly cigar-smoking and prosperity-fed. Supported by an enormous trust in his person and cheered by large parts of the West German population, he replaced Konrad Adenauer in the Chancellery in 1963. After three years in office, however, the “Wundermann” image had already faded, and the high approval rates for his person, his power base, had rapidly declined. The dissertation project is dedicated to Erhard’s political biography and explores the question: How powerful/how powerless was political public relations in terms of acquiring, maintaining and losing trust in the politician Erhard? The project is based on documents from the Federal Archives, the archives of the Ludwig Erhard Foundation and on interviews with contemporary witnesses. It focuses on the contents, the methods and the structures of political public relations work in the years 1949-1966. The dissertation project is embedded in the project “The Media Biographies of the Chancellors” headed by Benjamin Krämer (LMU Munich) and Thomas Birkner (WWU Münster).

Rezensionen

Elizabeth Prommer und Christine Linke
Ausgeblendet. Frauen im deutschen Film und Fernsehen. Mit einem Vorwort von Maria Furtwängler
(Joan Kristin Bleicher, Hamburg)

Stephanie Heck, Simon Lang und Stefan Scherer (Hg.)
„Am grünen Strand der Spree“: Ein populärkultureller Medienkomplex der bundesdeutschen Nachkriegszeit
(Magdalena Saryusz-Wolska, Warschau)

Melanie Fritscher-Fehr
Demokratie im Ohr. Das Radio als geschichtskultureller Akteur in Westdeutschland 1945–1963
(Tabea Bodenstedt, Gießen)

Wolfgang Borchert
Draußen vor der Tür [Hörspiel-CD]
(Hans-Ulrich Wagner, Hamburg)

Mitteilungen aus dem Studienkreis

Reinhold Viehoff
E.L. wird 75. Ein Loblied

Kai Knörr und Kiron Patka
Jahrestagung 2021